Justizzentrum Leipzig
Leipzig, Germany
- Location
- Alfred-Kästner Straße 47, 04275 Leipzig, Germany
- Year
- 2021
- Client
- Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB)
- Team
- Johannes Kister (Entwurfsverfasser), Julia Frey, Kathrin Winterhagen, Julika Groß, Ron Friedrich, David Schröpfer, Tina Schelz
- Bauüberwachung
- Basler + Hofmann Dresden
Das Leipziger Justizzentrum, welches im Mai 2021 um einen Neubau für die Staatsanwaltschaft erweitert wurde, steht vor der großen Herausforderung, eine vielfältige historische Bedeutung im Bestandsbau und den Denkmalschutz ehemaliger Hafträume mit einer neuen Nutzung für den modernen Rechtsstaat zu verbinden. Auf dem Grundstück hat das Amtsgericht seinen Sitz – und hier befand sich bis 2002 die Justizvollzugsanstalt Leipzig, deren denkmalgeschützte Räume für Frauenhaft und Verwaltung in den neuen Komplex integriert werden. In sie und in den sechsgeschossigen Neubau, der an die Stelle des schon 2002 abgerissenen Hafttrakts im Innenhof tritt, ist die Staatsanwaltschaft eingezogen.
In einem der Flügel der ehemaligen Haftanstalt, in der Arndtstraße 48, befand sich bis zur Abschaffung der Todesstrafe 1987 die letzte zentrale Hinrichtungsstätte der DDR. Dieser Bereich wurde einem gemeinnützigen Verein zur Nutzung überlassen. Der Verein hat hier unabhängig von der Staatsanwaltschaft eine eigenständige Gedenkstätte mit Museumsbereich eingerichtet.
Das Raumprogramm für die Staatsanwaltschaft Leipzig mit ihren rund 250 Mitarbeitern umfasst im Wesentlichen Büro-, Besprechungs- und Aktenräume, Archiv- und Registraturflächen sowie Lagerflächen für Asservate, alles unter Berücksichtigung der sehr hohen Sicherheitsanforderungen, die für die Staatsanwaltschaft als Ermittlungsbehörde notwendig sind.
Der vom Büro kister scheithauer gross entworfene Neubau aus zwei T-förmig kombinierten Riegeln formuliert eine bauliche Lösung für den Innenhof, die zwischen den Bestandsgebäuden vermittelt, einen angemessenen Abschluss zu den angrenzenden Höfen der umliegenden Wohngebäude schafft und gleichzeitig das umfangreiche Raumprogramm beherbergt. Seine Kubatur bewirkt die räumlich-städtebauliche Abgrenzung des Sonderbereichs Justiz und verbindet gleichzeitig durch eine vertikale Staffelung von vier bis sechs Geschossen das deutlich höhere Amtsgericht mit den gegenüberliegenden Häusern. Im Kontrast zum Neubau stehen die denkmalgeschützten Bestandsgebäude der JVA, die in ihrer Grundstruktur erhalten bleiben. Sie werden funktional an die Erschließung des Neubaus angebunden, denkmalgerecht saniert und nur in Teilbereichen umgebaut.
Der Neubau im Innenhofbereich soll als einfacher, klar gegliederter Verwaltungsbau mit einer ruhigen Gestaltung die beiden Bestandsbauten verbinden. Die sechsgeschossige hinterlüftete Fassade aus hellen Betonfertigteilen wird dabei horizontal in drei Teile gegliedert, die vertikal jeweils zwei Geschossebenen verbinden. Diese gewählte Aufteilung nimmt die Gebäudehöhe zurück und vermittelt so gegenüber den viergeschossigen Wohnhäusern. Der neue Baukörper ist zum Amtsgericht hin vom Erdgeschoss bis zum 2. Obergeschoss breiter und springt dann in den oberen Geschossen zurück. Dadurch wird der nüchtern wirkende und rd. 70 Meter lange Baukörper gegliedert und harmonisch strukturiert.
Der besondere denkmalpflegerische Fokus liegt auf den beiden straßenseitigen Fassaden einschließlich der Kastenfenster und Fenstergitter. Aufgrund der bauphysikalischen Anforderungen und den Sicherheitsbelangen der Staatsanwaltschaft werden die inneren Fenster durch neue ersetzt, die den heutigen Anforderungen entsprechen. Die äußeren, straßenseitigen Fenster sowie deren Gitter bleiben erhalten und werden saniert. Die Außenwände werden durch einen Innendämmputz energetisch optimiert.
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