Public Bath Memmingen
Memmingen, Germany
- Architects
- Becker Architekten Stadtplaner BDA
- Location
- Memmingen, Germany
- Year
- 2009
- Team
- Michael Becker, Franz Schröck
- Tragwerksplanung
- IB Dr. Schütz
- HLS Planung
- IB Hirdina
- Competition
- Sonderpreis
Städtebau | Ein autarker, amorph geformter Baukörper stellt eine autonome und identitätsstiftende Setzung inmitten einer eher heterogenen Bebauungsstruktur dar. Er wird von einer parkähnlichen Freifläche mit hoher atmosphärischer Dichte umspült, die durch Funktionsgebäude wie ein Parkdeck gerahmt wird. Diese Gebäude sind in einen feinen Schleier aus Metallgewebe und Naturberankung gehüllt und bilden räumliche Abschlusskanten zur ausgeblendeten Nachbarbebauung.
Naturraum und Außenraum | Der Stadtbach wird zu einem Biotop mit Schilf- und Weidenbestandener Flachwasserzone aufgewertet, dessen Wasserstand pulsiert. Birkenneupflanzungen ergänzen diesen Raum. In diesen selbstregulierenden Naturraum sind Außenbäder als gehöhlte Steine eingebettet, die eine unverwechselbare Naturbadatmosphäre garantieren. Alle Baukörper im Parkraum, wie das Parkdeck, die Betriebswohnungen und die Außenumkleiden, sind aufgeständerte, hölzerne, pavillonartige Gebäude mit bewusst temporärem Charakter, die in einem symbiotischen Wechselspiel zur Parkatmosphäre stehen.
Innenraum | Das Baden im Stein erfolgt auf verschiedenen Niveaus mit unterschiedlichen räumlichen, akustischen und vor allem haptisch-sinnlichen Qualitäten, gespeist durch Alpenquellwasser des Vilsalpsees. Gumpenartige Abtreppungen der einzelnen Becken, die von oben nach unten durch eine natürliche Rutsche verbunden sind, erzeugen vertraute Assoziationen zum nahegelegenen Gebirgsraum. Hohe räumliche und atmosphärische Dichte entsteht durch das blockartige Wechselspiel der eingebetteten Raumgefäße, die orthogonal strukturiert sind und der Nutzung entsprechend edel ausgekleidet. Die zwischenliegenden Binnenräume stoßen an die amorphe Hüllstruktur und entsprechen dem gehöhlten Stein.
Materialisierung und Konstruktion | Eine massive Stampfbetonbauweise dient als Träger räumlicher Dichte im Inneren. Diese ist von einer statischen und thermischen Stahlbetonhüllschale aus Leichtdämmbeton umgeben, die wiederum eine vorgesetzte Deckschale aus selbstverdichtendem Hochleistungsbeton als witterungsbeständige Außenhaut besitzt. Dies erzeugt sowohl innen als auch außen die gewünschte Wirkung eines Flusskiesels oder Findlings und nutzt die thermischen Qualitäten eines Massivbaus sowie wirtschaftliche Vorteile durch kostengünstige Erstellung und wartungsarmen Unterhalt. Das Bad wird durch Quellwasser des im angrenzenden österreichischen Tannheimer Tal gelegenen Vilsalpsees, das mittels Tiefbohrung und -förderung in die Untergrundschichten geleitet wird, gespeist.
Resümee | Die ortsspezifische, identitätsstiftende Setzung bietet eine einmalige Innen- und Außenraumatmosphäre sowie didaktische, naturräumliche Qualitäten und stellt eine Alternative zu den gängigen Badelandschaften dar.
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