Stadtnaht Dornbirn
Dornbirn, Austria
- Architects
- LAAC
- Location
- Schulgasse, 6850 Dornbirn, Austria
- Year
- 2017
Das tektonische Potential einer topographischen Gegebenheit. Die Stadtkante wird zur räumlichen Stadtnaht. Eine Naht ist mehr als nur eine Verbindung von zwei Teilen. Selbstverständlich besteht die Hauptaufgabe einer Naht darin, die zusammengefügten Teile funktionell und sicher zu verbinden, aber die Naht muss auch räumlich und optisch gelingen um städtebauliche Qualität, Identität und Authentizität zu erreichen. Der Begriff der Naht entsteht im Kontext der Dornbirner Textilgeschichte. Durch die Naht erfährt der Marktplatz eine lineare, dehnbare Erweiterung entlang der Schulgasse. Die PINs markieren dabei differenzierte Schauplätze und Orte für Authentifizierung.
Pin 1 MARKTPLATZFOYER – Die Atmosphäre des Ortes entspricht der einer Altstadt, die umliegenden Gebäude sind historisch und baukulturell wertvoll. Der Entwurf sieht hier einen unkommerzieller Ort zum Verweilen vor um das belebte Treiben am Eingang zum Marktplatz aus einer dezentralen Position zu beobachten. Maßnahmen: Abbruch der Telekommunikationseinrichtung, Stadtmobiliar, Stadtleuchten
Pin 2 KIRCHPARK – Die Grünanlage im Kirchpark wird als topographische Anhöhe konzipiert. Sie verschafft einen Überblick über die Parkanlage und differenziert den Platz hinsichtlich seiner Anforderungen und Wegeführung. Die diagonale Achse – die Allee, sowie die untergeordneten Durchwegungen in den Randbereichen bleiben erhalten. Der Bodenbelag des Marktplatzes wird erweitert und schafft somit Raum für kleine, Veranstaltungen im Kirchpark. Die Atmosphäre des Kirchparks ist entspannt. Der zur Kirche geneigte Hang sollte die Qualität haben im Schatten der Bäume eine Pause zu machen. Durch die Anhöhe im Kirchpark entstehen neue, günstige Sichtbeziehungen:
Die Präsenz der PKW Abstellflächen sowie der Nordfassade des Gebäudes Schulgasse 7 wird reduziert. Die Nebengebäude an der Ostseite des Kirchparks werden aus dem Blickfeld genommen. Die Hauptsichtachse verläuft zwischen Schulgasse und Eingang Marktplatz. Maßnahmen: Errichtung der topographischen Anhöhe incl. Baumgruppe, Stadtmöblierung, Stadtleuchten, Fahrradständer, Befestigter Bodenbelag für Wege und Veranstaltungsflächen, Einhausung der östlichen Nebengebäude mit Stahlelementen entsprechend dem Geländerdesign, Kunst im Öffentlichen Raum an der Nordfassade des Gebäudes der Schulgasse 7
Pin 3 FORUM – Das Forum ist im Sinne des Stadtgefüges der Link zwischen der historischen und neuen Generation der Innenstadt.
Die Stadtkante als topographische Gegebenheit wird transformiert. Sitzstufen werden als Tribüne konzipiert, dadurch entsteht ein Forum, welches nach Südwesten ausgerichtet ist und ein Sitzen in der Sonne mit Blick auf die Schnittstelle Mozartgasse - Schulgasse – Europagasse ermöglicht. Maßnahmen: Stadtmöblierung - Sitzstufen, Stadtleuchten, Bestehende Baumgruppe wird zentraler Teil des Ortes.
Pin 4 SCHNITTSTELLE MOZARTGASSE - SCHULGASSE - EUROPAGASSE – Die Treppenanlage mit Rampe wird als tektonisches Mittel thematisiert. Sie ist Aufenthaltsort und macht den Stadtkörper spürbar. Die Idee der Wasserrinnen an der Ostseite der Europagasse findet hier in Form eines Brunnens einen konsequenten westseitigen Abschluss. Das Trinkwasser rinnt aus einem Edelstahlrohr und fließt anschließend über eine geneigte Fläche in ein kleines Auffangbecken am Fuße der Treppe, welches beispielsweise für Hunde eine Erfrischung anbietet. Die südseitig verlaufende Rampe garantiert ein barrierefreies Überwinden des Höhensprungs. Maßnahmen: Treppenanlage, Rampe
Brunnen
Pin 5 STADTMARKT – Der Eingang zum Stadtmarkt entwickelt sich aus der Treppenanlage der Schnittstelle Mozartgasse. Südlich des Eingangs sind Flächen für Fahrrad Parker und eine Zone für Ladetätigkeit vorgesehen. Aus städtebaulichen und soziologischen Gründen sieht der Entwurf einer Verbindung des Cityparks mit dem Stadtmarkt durch eine Brücke im 1.OG nicht vor. Die städtebauliche Konsequenz dieser Brücke ist eine räumliche Abtrennung des Schulcampusareals von der geplanten Innenstadterweiterung. Aus soziologischer Sicht muss angemerkt werden, dass die Passanten und Besucherströme vom öffentlichen in den kommerziellen Raum umgeleitet werden. Ein Verlust an Lebendigkeit und Attraktivität des Stadtraums und seiner Erdgeschosszonen ist dadurch zu erwarten.
Pin 6 CAMPUS – Im Schulcampusareal werden Fragmente der Stadtnaht wiederholt. Als Fahrradparker wird der klassische Wiener Bügel vorgeschlagen, da er sich erfahrungsgemäß am besten eignet. Anmerkung zur Errichtung überdachter Fahrradabstellanlagen: Persönliche Studien haben ergeben, dass der erhöhte Bedarf an Kleinbauwerken zu einer massiven Verhüttelung des öffentlichen Raums führt. Die architektonische Qualität urbaner Orte wird dadurch stark beeinträchtigt. Als Beleuchtung wird eine Leuchte vorgeschlagen, die gestalterisch zur alten Stadtleuchte passt und dadurch den Wechsel von alt auf neu stimmig ermöglicht. Die runde Form bedingt ein ungerichtetes Positionieren der Leuchte, was besonders im Bereich von Plätzen wie dem Kirchpark vorteilhaft ist. Die topographisch herausgearbeiteten Sitzmöglichkeiten werden mit Holzauflagen aus Thermoesche versehen. Das größte Potential für Kunst im öffentlichen Raum stellt aus Sicht der Verfasser, die Nordfassade des Gebäudes Schulgasse 7. Das Gebäude präsentiert dem Kirchpark, der in Zukunft eine tragende Rolle im Sinne der Innenstadterweiterung spielt, seine hermetische Rückfassade. Dies erscheint der neuen Situation in keinster Weise gerecht zu werden. Gerade der spannende Kontext von Kirche und Markt stellt für Künstler eine interessante Herausforderung.
Oberflächen – Straßenbereich: Gußasphalt | Fußgängerzone: Natursteinplatte entsprechend Marktplatz | Stadtnaht: Ortbeton mit Granitzuschlägen entsprechend der natursteinplatte des Marktplatzes | Der Beton wird in Farbe und Struktur auf die Platte abgestimmt, Aufbau: Beton C30/37 B7 XM1 min 15 cm, Trennvlies, Unterbeton, Trennvlies, Schüttung
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