Feuerwehr Rorschacherberg
Rorschacherberg, Switzerland
- Architects
- illiz architektur
- Location
- Rorschacherberg, Switzerland
- Year
- 2019
- Team
- Stefanie Steinhauser, Cem Dutoit, Petra Meng
- Baumanagement
- b+p Baurealisation
Die Mitarbeiter der freiwilligen Feuerwehr von Rorschacherberg mussten bislang mit den Hallen der Zivilschutzanlage Steig Vorlieb nehmen. illiz Architektur aus Zürich unterzogen das sanierungsbedürftige, beengte Provisorium einer aufwendigen Metamorphose. Entstanden ist ein markanter Bau als Zeichen zeitgemässer Architektur, dessen Funktion schon an der archaischen Fassade ablesbar ist.
Zum Plan gehörte, mehr Platz im Feuerwehrdepot zu schaffen, etwa für die grossen Löschfahrzeuge. Auch sollten Räume von Dritten nutzbar sein. Zudem war das Gelände schlecht an Verkehrswege und Umfeld angebunden und die steile Hanglage verschärfte die Situation zusätzlich. Bei einem Notfall zählt schliesslich jede Minute.
Schweres Gerät für alte Bausubstanz
Das 1971 fertiggestellte Gebäude ist als zweigeschossiger massiver Schutzbau konzipiert und teilweise in den Hang geschoben. Ausserdem stützt seine meterstarke Wand- und Deckenkonstruktion das Schulgebäude darüber. Deshalb war ein kompletter Abriss nicht sinnvoll. Allerdings wurden im Innern grössere bauliche Eingriffe in die Substanz vorgenommen, das forderte Mensch und Material: „Um die stark bewehrten Stahlbetonwände Stück für Stück abzutragen, musste schweres Gerät aufgefahren werden. So einige der 1,80 Meter durchmessenden Diamanttrennblätter der Betonfräsen wurden dabei ruiniert“, erinnert sich Stefanie Wögrath. Sie ist eine von drei Gründerinnen von illiz Architektur und betreute Entwurf und Planung bei dem Projekt.
Zeitgemässe Infrastruktur
Nach der Restrukturierung der Grundrisse, einer aufwendigen Sanierung und dem Ausbau der Innenbereiche ist ein funktionales Raumprogramm entstanden: Die Halle im Erdgeschoss bietet jetzt Platz für sechs Einsatzfahrzeuge. Auch Garderobe, Büro, Toilettenanlagen und Lager sowie Archivraum für die Gemeindeverwaltung sind vorhanden. Im Obergeschoss gibt es endlich einen Aufenthalts und Theorieraum sowie ein Jugendzimmer mit Küche und WC. Diese Bereiche sind separat von aussen erschliessbar, so dass Fremdnutzung möglich ist. In der Fahrzeughalle sind die alten Sichtbetonoberflächen und neuen Bauteile durchgängig weiss gehalten. Es entsteht der Eindruck von Weite und Ruhe. Der fugenlos schwarz eingefärbte Hartbetonbelag fängt den lichten Raum optisch auf und verbindet die Bereiche. In den Aufenthaltsräumen lockern sanft fliessende Vorhänge die sachliche Atmosphäre auf. Das Ganze bildet einen reduzierten Hintergrund für die Küchenzeile: Sie ist knallrot, genau wie die Einsatzfahrzeuge in der Halle.
Fassade: Feuer mit Feuer bekämpfen
Der Baukörper wirkt wie aus dem Hang geschält und fällt durch sein terrassiertes Volumen auf. Die bestehende Dachsituation wurde durch weitere auskragende Vordächer ergänzt. Das verstärkt den monolithischen Charakter des Gebäudes sowie seine Präsenz an der Strassenkreuzung. Dennoch passt es sich ideal in das dicht bebaute Umfeld ein. Das liegt sicher auch an seiner besonderen Holzfassade, die nach einer traditionellen japanischen Technik behandelt wurde: Bei der Shou-Sugi-Ban Methode wird das Holz mit Feuer geflämmt. So erhält es eine seidig schimmernde Oberfläche und ist weniger anfällig für Witterungseinflüsse, Insektenbefall und Brandeinwirkung. Gleichzeitig setzt die Holzfassade ein auffälliges Zeichen für die Funktion der Feuerwehr und verortet sie mit dem Gebäude.
Partizipation schaffte Rückhalt für Neubauprojekt
Das Gesamtkonzept und insbesondere die Idee mit der „verkokelten“ Fassade stiess sofort auf Begeisterung bei den Einwohnern. Die Gebäudehülle symbolisch aufzuladen und mit der Feuerwehr bzw. ihren Aufgaben in Beziehung zu setzen, wurde offenbar sofort verstanden. „Ausschlaggebend für das positive Ergebnis der Volksabstimmung war ein gesteuerter Informationsprozess. Dadurch gab es hier grossen Rückhalt. Um Widerstände aus dem Weg zu räumen und Konsens zu erzielen, sollten Bauherren und Architekten offen kommunizieren, Einwände ernst nehmen, Verständnis wecken und die Abläufe moderieren“, sagt Stefanie Wögrath. Ihr Büro hat neben dem Feuerwehrdepot auch den benachbarten neuen Werkhof an der Heidenerstrasse geplant und realisiert. [Text: Ute Latzke]
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