Nordkopf Tower

Wolfsburg, Germany
Der Wolfsburger Nordkopf Tower ist prägnanter Orientierungspunkt und leitet aus der nördlichen Innenstadt in die Autostadt über
Photo © Gustav Willeit
Das große Foyer ist zentraler Verteiler zwischen Kunden- und Verwaltungszentrum
Photo © Stefan Müller
Die große Stadtloggia öffnet den Blick über die Innenstadt und das angrenzende Volkswagenwerk
Photo © Gustav Willeit
Der zehngeschossige Turm betont die Ecke des Blockrands und kragt 8 Meter in den öffentlichen Straßenraum hinein
Photo © Gustav Willeit
Bis in die 1990er Jahre wurde das Quartier um den Nordkopf durch die zugige Weite der autogerechten Stadt geprägt
Photo © Renate Reichelt
Lageplan: Die Erweiterung rückt das Gebäudeensemble aus leicht zurückversetzter Position in die Stadtraumfluchten von Heßlinger Straße und Koller-Achse
Regelgeschoss: Neubau und Bestand ordnen sich um einen gemeinsam genutzten, begrünten Innenhof
Architects
Schulz und Schulz
Location
Wolfsburg, Germany
Year
2017
Client
Stadtwerke Wolfsburg AG

Das neue Kunden- und Verwaltungszentrum der Stadtwerke Wolfsburg AG und der LSW erweitert den bestehenden Unternehmenssitz aus dem Jahr 1961. Es liegt im Spannungsfeld zwischen Hauptbahnhof, Science Center phaeno (von Zaha Hadid), Volkswagenwerk und der zentralen, auf die Stadtgründung von 1938 zurückgehenden Koller-Achse.

Bis vor zwanzig Jahren war die nördliche Innenstadt von der zugigen Weite der autogerechten Stadt geprägt. Vom Bahnhofsvorplatz blickte man auf einen überdimensionalen Kreisel, der den Verkehrsfluss regelte. Der Unternehmenssitz der Stadtwerke Wolfsburg auf der gegenüberliegenden Seite wirkte unerreichbar. Die Krise der Automobilindustrie in den 1990er Jahren führte zum Umdenken in der Stadtplanung. Der Wolfsburger „Nordkopf“ verwandelte sich in eines der dynamischsten Gebiete der Stadt. Neue Dienstleistungs- und Kulturangebote, zu denen auch die Entwicklung des Gebäudeensembles der Stadtwerke Wolfsburg AG zählt, haben die einstige Leere ersetzt.

Der Neubau erweitert den bestehenden, sanierungsbedürftigen Firmensitz aus dem Jahr 1961 in westlicher Richtung. Mit der Erweiterung rückt das Gebäude vor in die Straßenfluchten von Heßlinger Straße und Porschestraße (Koller-Achse). Verbindendes Element zwischen Bestand und Erweiterung ist ein begrünter Innenhof.

Das Kundenzentrum im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss ist die transparente Schnittstelle zwischen der Unternehmensgruppe der Stadtwerke Wolfsburg AG, den Kunden und der Stadtöffentlichkeit.

Die viergeschossige Basis nimmt die Höhen des Blockrands auf und überführt sie in einen 36 Meter hohen, über die Ecke des Blocks auskragenden Turm, der als Hochpunkt den nördlichen Abschluss der Innenstadt markiert. Er leitet entlang des Mittelandkanals in die „Autostadt“ und das Volkswagenwerk über. Die Idee eines selbstbewussten Stadtbausteins wird durch die Prägnanz der strahlenden Metallfassade aus eloxierten Aluminiumblechschindeln verstärkt.

Die neue Konzernzentrale ist Arbeits- und Lebensraum für über 400 Menschen. Im Eingangsbereich sind vor allem die Holz- und Natursteinoberflächen prägend.

Die offen, flexibel und hell gestalteten Büro- und Kundenbereiche sind auf einen nachhaltig wirtschaftlichen Unternehmensbetrieb ausgerichtet. Diese besondere bauliche Nachhaltigkeit wurde durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) mit dem Label in „Gold“ ausgezeichnet.

Das Pendant zum offenen Erdgeschoss ist die große „Stadtloggia“ im 10. Geschoss des Turms. Hier öffnet sich der Blick über die nach Plänen von Peter Koller angelegte Stadt, die ab 1938 das zuvor gegründete Volkswagenwerk mit Facharbeitern versorgte. Gerahmt wird der Blick von einem über 30 Meter langen, freikragenden Dachbalken.

Die Fassaden sind aus über 55.000 eloxierten Metallschindeln gefügt, die Bestand und Neubau gleichermaßen wie ein maßgeschneidertes Kleid umhüllen. Das „Schnittmuster“ generiert ein übergeordnetes Fassadenraster von 34 auf 34 Zentimetern, das präzise Bezugnahmen des Neubaus auf den Bestand zulässt. Die Produktion der Schindeln wurde durch eine Behindertenwerkstatt in Thüringen umgesetzt und ausschließlich in Handarbeit realisiert.

Körper formt Raum. Raum ist umgrenzter Ort, ob im Innern eines Hauses oder im Äußeren einer Stadt. Den Übergang vom Körper zum Raum, die Grenze zwischen Beidem, bildet die Haut des Körpers. Ihr Erscheinungsbild bestimmt die Atmosphäre des Raumes. Es entsteht aus Struktur, Tiefe und Materialität der Haut. Die homogene Haut ohne Tiefe verschleiert den Maßstab eines Köpers. Er kann groß oder klein sein, das gibt Rätsel auf. Reflektiert die Haut das Licht, zeigt sich der Körper lebendig. Sein Bild wandelt sich durch Benutzung, Tageszeit und Wetter. Das urbane Haus begrenzt den Stadtraum. Sein homogener Körper verschafft ihm Präsenz. Das Haus ist Teil des städtischen Lebens, auch weil sich seine Haut verändert. Es sieht immer wieder anders aus, spiegelt den Tag, erzählt Geschichten. Das geht im Großen wie im Kleinen, außen wie innen. Ausstellung „Outside In“ als Teil von „Time Space Existence“ zur 16. Architekturbiennale „Freespace“ 26. Mai bis 25. November 2018 in Venedig.

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