Modehaus Garhammer - Young Fashion

Waldkirchen, Germany
Fotografia © Fabian Aurel Hild
Fotografia © Fabian Aurel Hild
Fotografia © Fabian Aurel Hild
Fotografia © Fabian Aurel Hild
Fotografia © Fabian Aurel Hild
Fotografia © Fabian Aurel Hild
Architects
blocher partners
Localització
Marktplatz 28 , 94065 Waldkirchen, Germany
Any
2013
Client
Garhammer GmbH - Waldkirchen
Aufgabe
Neu- und Umbau eines Modehauses
Größe
9.000 m²

Mit der wohl umfangreichsten Um- und Neubauaktion in der über hundertjährigen Geschichte des Familienunternehmens Garhammer haben die Architekten und Innenarchitekten von blocher partners die vielschichtige Handelsimmobilie in Waldkirchen in drei Bauabschnitten behutsam vergrößert, im Bestand verdichtet – und nach Norden um einen rund 2.500 Quadratmeter großen Neubau erweitert, der über verschiedene gläserne Skyways an den Altbau andockt. Das Ergebnis sind nunmehr 9.000 Quadratmeter Verkaufsfläche, die sich zwischen Marktplatz und Ringmauerstraße über bis zu vier Etagen erstrecken. Wegen der abschüssigen Topografie von Waldkirchens Innenstadt folgt das Raumprogramm den natürlichen Gegebenheiten des Grundstücks. Nach dem Prinzip der Split-Level-Bauweise sind eine Vielzahl versetzt zueinander angeordneter Ebenen entstanden, die höchst individuell bespielt werden. Wenn man so will: Die unter Ensembleschutz stehende Altstadt mit ihren Plätzen, Gassen und Treppen findet in der Gestaltung des neuen Garhammer ihr Pedant.

Für die Fassade des Neubaus standen die Architekten in intensivem Austausch mit Behördenvertretern, um für die Erweiterung die ortstypische Formsprache zu wahren, vor allem die charakteristische Giebelstruktur am Marktplatz. Südwestlich des Areals galt es, die dort verlaufende, erhaltenswürdige Stadtmauer beim Umbau des Gründingerhauses harmonisch in den Komplex zu integrieren. Alt und Neu stehen nun versöhnlich nebeneinander. Giebel und Gebäudekanten des Neubaus am Marktplatz interpretieren die dörfliche Geschichte erfrischend modern; die Gliederung der Fassade mit ihren verschieden großen Fensterelementen orientiert sich am abfallenden Gelände und nimmt die Typologie der Nachbarbebauung auf. Und der entkernte und mit einem zurückhaltenden Zeltdach versehene Gründinger-Turm erweist sich als ein mehr als würdiger Nachfolger, der zusammen mit dem neu errichteten Glaskubus die Adressbildung Garhammers entlang der Ringermauerstraße deutlich schärft.

Die Dachlandschaft verbindet Alt- und Neubau wie zwei Schmetterlingsflügel, ehe sich das Hauskonglomerat zur nordwestlichen Grundstücksgrenze im Anschluss an das neue Restaurant „Johanns" gefällig neigt. Das setzt sich bei den Erschließungsflächen fort, die Garhammer über viele Ein-, Aus- und Durchgänge beziehungsreich zum Stadtraum öffnen, was das Modehaus von allen Seiten erfahrbar macht. Das zeigt sich aber nicht zuletzt auch in seinem Inneren, wo der kreative Umgang mit den unterschiedlichen Raumhöhen, den verschiedenen Lufträumen und Verkaufslevels zu differenzierten Erlebniswelten führt.

Die Architekten und Innenarchitekten von blocher partners haben die Hanglage der Garhammer-Immobilie in bester Split-Level-Manier spielerisch in den Verkaufsprozess einbezogen. Natürlich gibt es Treppenhäuser und Aufzüge, der Reiz aber liegt in der Abkehr von der klassischen Stockwerksbauweise. Die Treppe als zentrales Verbindungselement verknüpft sämtliche Ebenen, wobei sie stilistisch variiert: mal einfacher Steg, mal mehrfach geknickte oder sanft geschwungene Treppe, mal Mini-Passerelle oder auch Skyway für den bequemen Übergang von Alt zu Neu. Das Ausmaß der „Luftraumüberbrückung" zeigt sich besonders eindrucksvoll im Neubau. Dort strebt ein an M.C. Escher erinnerndes Konstrukt aus Säulen, gewendelten Treppenläufen und Podesten vom Einrichtungsgeschäft „Freiraum" über die Taschen-, Kinder- und Damenabteilung dem Oberlicht im zweiten Obergeschoss entgegen.

Dass bei aller Faszination fürs Detail nie das große Ganze auf der Strecke bleibt, liegt auch am gelungenen Zusammenspiel zwischen Architektur und Innenarchitektur. Zahlreiche Bezugspunkte machen es leicht, sich im Haus zurechtzufinden; sei es auf der Etage oder über die einzelnen Ebenen hinweg. So gibt es beispielsweise bestimmte Möbelstücke, die im Bereich der Treppenaufgänge stehen. Während die Vorderseite normal mit Ware bestückt ist, dient die Rückseite der grafischen Kundenansprache. Und noch etwas kehrt als Thematik ständig wieder im neuen Garhammer: Tradition und Moderne. Sie gehen beim Einrichtungskonzept Hand in Hand. Garhammer lebt diese Dualität vor, indem Mode auf Weltstadtniveau mit bayerischer Bodenständigkeit verkauft wird. Nur konsequent, dass sich auch das Johanns davon leiten lässt, die neue kulinarische Attraktion hoch oben im Neubau – mit Weincellier, Lounge, Restaurant und einer Dachterrasse, die einen sensationellen Ausblick verspricht.

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