KUEHN MALVEZZI

Im Zentrum Berlins entsteht am Petriplatz das House of One – ein interreligiöses Bet- und Lehrhaus für Juden, Christen und Muslime, das zugleich die säkulare Stadtgesellschaft adressiert. Ohne spektakulär zu sein, hebt sich der Baukörper in Form und Materialität deutlich von seiner Umgebung ab, unterbricht den städtischen Alltag. Gegenüber dem Stadtraum tritt der massive Sichtziegelbau als Einheit und frei jeder religiösen Symbolik auf. Die innere Ordnung jedoch löst sich von der Körperform. Hier behaupten die drei Religionen ihre Autonomie. Eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee bilden heterogene Raumkörper, die sich wie Häuser um einen zentralen Platz gruppieren, der zugleich Leer- und Lehrraum ist.
Der Petriplatz als religiöser Ort im Zentrum der Stadt reicht zurück bis ins frühe Mittelalter. Insgesamt fünf Petrikirchen wurden hier nacheinander errichtet. Die letzte Petrikirche wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt und 1964 abgetragen. Das House of One transformiert den Petriplatz, in dem es seine Geschichte in einem sehr wörtlichen Sinn fortschreibt statt ihn zu musealisieren: Das Bauwerk wird nicht nur ideell am Ort der früheren Petrikirchen errichtet, sondern verbindet sich unmittelbar physisch mit den archäologischen Fundamenten der letzten Petrikirche.