Dreifach-Sporthalle und Umbau Schulsporthalle
Wiggensbach, Deutschland
- Architekten
- f64 Architekten und Stadtplaner GmbH
- Standort
- Wiggensbach, Deutschland
- Jahr
- 2010
- Bauherrschaft
- Markt Wiggensbach und Ortsentwicklungs GmbH Wiggensbach
Das bestehende Ensemble aus Volksschule und alter Sporthalle wurde mit der der neuen Dreifach-Sporthalle nach Osten hangabwärts erweitert. Vom Auftraggeber gewünscht war ein Hauptzugang mit geringem Gefälle (<2%) zur neuen Halle sowie sanfter Einbettung der Halle in die Topographie mit versetzten Hallenebenen ohne große Aufschüttungen. Hohe Auflastgewichte waren aufgrund extrem schwieriger Baugrundverhältnisse als unwirtschaftlich zu bewerten. Die optimalen funktionalen Anbindungen von Geräteräumen, Zuschauer- und Sportlerbereichen, Eingangs- und Hallenebenen von alter und neuer Sporthalle waren das wichtigste funktionale und entwurfliche Ziel. Aufgrund der nördlich angrenzenden kleinkörnigen Ein- und Mehrfamilienhausbebauung wurde die städtebaulich wirksame Kubatur des Baukörpers durch eine horizontale Höhenstaffelung und Gliederung des Gebäudes in Sockel, ringförmigen Zuschauerbereich und aufgesetztes Hallendachtragwerk verringert. In der modernen, klar gegliederten und farblich akzentuierten Halle finden über 2000 Sportler der Gemeinde attraktive Trainings- und Wettkampfbedingungen vor. „Mittendrin statt nur dabei" lautet das Motto auf 700 Sitzplätzen auf der hydraulisch ausfahrbaren Tribüne. Perfekte Sicht auf das Sportgeschehen in der Arena haben aber auch weitere 300 Zuschauer aus der großzügigen Cafeteria. Der fantastische Ausblick in die Allgäuer Berglandschaft durch die über 50 Meter lange Glasfassade inspirierte den Bauherrn zur Namenswahl „PanoramArena". Die alte Turnhalle in Wiggensbach wurde zur Tennis- und Turntrainingszentrum mit Schnitzelgrube umgebaut. In die ehemaligen Umkleiden und Geräteräumen wurde ein Bürgerhaus in für Trachtenverein, Musikverein und ein Schießstand für den Schützenverein eingebaut. Beim Umbau des Gebäude wurde eine energetische Sanierung im Rahmen Konjunkturpaketes II und eine statische Ertüchtigung des Dachtragwerkes durchgeführt.
Die innovative Holzdachkonstruktion der neuen Halle wird aus konventionellen Brettschichtträgern und Mehrschichtplatten hergestellt. Der Achsabstand der Doppelträger-Konstruktion beträgt ca. 2,60 m, weshalb die Konstruktionshöhe mit 2,00 m trotz ca. 30 m Spannweite und extremer Schneelast (527 kg/m2) entsprechend gering gehalten werden konnte. Die Dachhaut wird aus einer Holzmehrschichtplatte hergestellt, die gleichzeitig die fertige Untersicht ist. Auf eine zusätzliche Sekundärkonstruktion für die Dachhaut konnte dadurch verzichtet werden. Insgesamt wurde eine ressourcensparende und wirtschaftlich effiziente Bauweise gewählt. Die werkstoffgerechte Verwendung der nur 14 cm dicken vertikalen Brettschichtträger und der 10 cm dicken horizontalen Mehrschichtplatten ermöglicht ein reduziertes Schwindverhalten. Zusätzlich wurden die Verbindungsmittel so gewählt, dass ein Schwinden in Querrichtung nicht behindert wird. Besonders innovativ ist, dass je zwei Brettschichtträger mit der Mehrschichtplatte zusammengefügt und mit vertikalen Rippen alle 5,0 m stabilisiert werden. Somit entsteht eine Trägerkonstruktion, die auch im Transport- und Einhubzustand ausgesteift ist, was die Montage deutlich erleichtert. Dadurch entstehen 18 modulare Doppelträger-Konstruktionen, die sehr schnell und sicher montiert werden können, da sie nicht zusätzlich ausgesteift werden müssen. Nach der Montage der einzelnen Träger auf die Lager, werden die Bauteile miteinander kraftschlüssig verbunden und zu einer homogenen Dachscheibe ausgebildet, die das Dach stabilisiert. Das Dach der neuen Halle wurde innerhalb von nur drei Tagen Baustellenmontage wasserdicht geschlossen. Die termingerechte Fertigstellung konnte trotz eines strengen Winters ohne aufwändige Winterbaumaßnahmen u. a. durch die kurze Montagezeit des Daches erreicht werden. Die Vormontage im Werk erfolgte durch die modulare Bauweise effizient innerhalb einer Woche. Die gewählte Lösung ist eine robuste Konstruktion. Sie ist vollständig zugänglich und damit sehr gut zu warten und zu überprüfen. Eine gute Wirtschaftlichkeit in Unterhalt und Betrieb ist deswegen zu erwarten. Die Dacheindeckung mit einer 2%-Gefälledämmung und die planmäßige Überhöhung der Träger um 8 cm sichern eine dauerhafte Dachentwässerung auch bei maximal möglicher Schneelast. Auf jegliche Anstriche, insbesondere Brandschutzanstriche, des Tragwerks konnte entsprechend dem Brandschutznachweis, trotz Einstufung als Versammlungsstätte, verzichtet werden. Dadurch ist eine sehr gute Recyclingfähigkeit des Dachtragwerkes gewährleistet. Durch die in der Untersicht unauffällige und ruhige Trägerrostkonstruktion ohne Stabwerke, Fachwerkträger, Unterspannungen etc. werden Ablenkungen und Störungen der Konzentration der Sportler minimiert. Trennvorhänge, Leuchten und Abluftkanäle verschwinden im Zwischenraum der Doppelbinder, Abhängungen von Geräten sind im eingeklappten Zustand aufgeräumt.
Das neue Gebäude verfügt über eine hochwärmegedämmte Gebäudehülle und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Die Anforderungen der ENEV 2009 bezüglich Primärenergiebedarf und energetischer Qualität der Gebäudehülle können nach vorgesehenem künftigen Anschluss an ein regeneratives Hackschnitzel-Fernwärmenetz um mehr als 50% unterschritten.
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