Eingeladener Wettbewerb Wohnüberbauung Labitzke

Zürich, Schweiz
Architekten
gus wüstemann architects AG
Standort
Zürich, Schweiz
Jahr
2014
Status
Wettbewerb

Eine nach Süden ausgerichtete Gebäudegruppe mit drei Hochpunkten und einer als Gesamtraum konzipierten Erdgeschoss-Ebene mit flexiblem Grundriss schafft nach aussen und nach innen eine Mitte.

Die drei Hochpunkte sind nach Süden terrassiert und bilden mit den niedrigen, abgestuften Gebäudeteilen,(4, 5 und 8 Geschosse) drei Hybriden, Stadthybrid als Adresse an der Hohlstrasse und der Mitte - und Quartierhybrid markieren den Albulaplatz.

LABITZKE - MITTE, ein Quartier mit Identität:
Ein städtisches Gefüge, welches sich geografisch, topografisch, historisch, sozial oder mental von anderen unterscheidet. Im städtischen Übergang zur Agglomeration (Agglomerat: Anhäufung loser Gesteinstrümmer) soll sich ein „Quartier“ als orientierungs- und gefühlsmässig nachvollziehbare Grösse konstituieren (eine Identität entwickeln), wobei dem Unausgerichteten, Unbestimmten, Zufälligen eine Richtung gegeben wird, ohne jedoch an Offenheit, Durchlässigkeit, Optionalität einzubüssen.

Unser Ziel ist es, im Peripheren eine Mitte zu schaffen – nicht nur als architektonische Figur, sondern als Raum: als städtebaulich-integrierende Gruppe, als stadtbezogene Vertikale, als quartierbezogene Horizontale. Auch eine soziale Mitte: gemeinsame Bedürfnisse für eine urbane Gemeinschaft berücksichtigen.
Für diese neue urbane Gemeinschaft der Anwohner, sehen wir Mischnutzungen im Erdgeschoss vor, die ein modernes urbanes Wohnen möglich machen sollen:
Cafe, Weinbar, Restaurant mit Concierge, gegenüber Kindertagesstätte, anschließend Fitnesscenter, Coiffeur, Veloatelier und Gärtnerei. Das Angebot und die Vernetzung vermittelt eine urbane Mitte, quasi von der Peripherie in die Stadt.
Die Kindertagesstätte wird das lebendige Herz der Mitte, ältere Bewohner werden durch die Kinder angezogen werden, wo Kinder sind ist Leben. Dazu wäre ein kleiner Lebensmittelladen Stadthybrid ideal.

Innenraum/Aussenraum, Freiraum und Umgebung:
Die Dichotomie von Innen/Aussen als ein Entweder/Oder in Übergänge auflösen: Das Erdgeschoss wird als variabler, durchlässiger, landschaftlicher, atmosphärischer Gesamtraum verstanden mit hohem Vernetzungsgrad.
Das Erdgeschoss soll auch über Kinderspielplätze und Nischen zur Begegnungsebene im Quartier werden. Im Areal selber sind die halböffentlichen Dachgärten mit gemeinsamen Grillplätzen und vor allem der Gemeinschaftsraum mit Dachterrasse und Aussicht auf dem Quartierhybrid als Begegnungsort gedacht. Freiraum :Großer Bezug zur Mitte, verschiedene Spielplätze und Klettergärten als Begegnungsraum, Kinder sind der Bezugspunkt.

Wiesen, Bäume und Albulaplatz
Der bestehende begrünte öffentliche Hofraum wird bis zur und durch die Mitte weitergeführt. Die unmittelbar an die Mitte anschliessenden Aussenräume stehen immer in Verbindung mit der Mitte. Die Erdgeschoss Mitte wird im Sommer zum überdeckten Aussenraum. Grüne Wände schliessen diesen fliessenden, vernetzten Aussenraum ab. Bäume über das ganze Areal verteilt spenden Schatten und sind wichtige Bezugspunkte der Bewohner, Natur in der Stadt. Brunnen als wichtiges städtisches Element, zürcher Wasser, wo Kinder im Sommer nach dem spielen literweise Wasser trinken. Zwei grosse grüne Wiesen sind die weichen Orte zum spielen und verweilen. An der Albulastrasse entsteht
ein Quartierplatz mit Vorgarten und ein Cafe, Bar mit Abendsonnenterrasse.

Adressbildung Hohlstrasse
Entlang der Hohlstrasse steht der Stadthybrid im Dialog mit den Hochpunkten gegenüber und markiert eine klare Adresse; eine stark strukturierte städtische Fassade, die sich in den oberen Geschossen weiter öffnet. Im Erdgeschoss sind kommerzielle Programme oder Dienstleistung vorgesehen, ein grosszügiger Durchgang ist der Eingang zu LABITZKE-MITTE.

Konservierung der Identität des bestehenden Ortes
Konservierung als Erinnerung: Typologische Erinnerung an das Areal: Die Industriearchitektur hat Gebäudetypologien hervorgebracht, Formensprachen und Raumkonzepte entwickelt, die sich als eigenständige, zeitgemässe Baukultur bewähren. Ideelle Erinnerung an die Umnutzung: Aufrechterhalten der Optionalität, der Variabilität, der Idee des Angebots. Literarische Erinnerung an den Namen: Der Name bleibt erhalten: physisch (die Keramiklettern selbst sind wiederum
Erinnerung an eine Industrie), typografisch, phonetisch.
Erfahrung mit Industriebauten fruchtbar machen: Die Qualität und damit die Attraktivität eines zur Verfügung stehenden Industrieareals besteht in der absichtsfreien Unvorhergesehenheit: Raum wird als Angebot betrachtet, nicht als Bestimmung; Grundrisse werden als fliessend interpretiert; Orte des Handwerks und der Produktion werden als Orte des Schöpferischen wahrgenommen.
Dieses Erdgeschoss ist neuartig und unverwechselbar in seiner Typologie und trägt viel zur neuen Markenbildung und Identität des Areals bei, mit Bezug zum Vergangenen.

Name LABITZKE MITTE, Farbe und Kunst am Bau
Markante, einprägsame Wortmarke. Ortsspezifisch, industriehistorisch. Unverwechselbar, nicht überbesetzt. Positive Konnotation mit Farben: Vielfalt, Spektrum, Kreativität.
Aus LABITZKE FARBEN Werbung der 60er Jahre entnehmen wir unglaublich schöne, weiche und satte Farbbilder, die wir uns gut als Stelen im Quartier, schon fast in der Corbusier Tradition vorstellen können oder gar als Bodenbeläge.

Konstruktion, Material und Wohnen
Ästhetik des Funktionalen, Pragmatischen: klare praxisbezogene Struktur, ehrlicher Konstruktionsund Materialbezug: sprechende Materialien, prägnante Qualität, technische Schönheit, Sinnlichkeit.
Ökonomie: Reduktion auf das Wesentliche. Das Industrielle nicht simulieren, sondern als Identität aufgreifen, erhalten, sichtbar machen.
Eine Tragstruktur mit innerem, tragendem Betonskelett erlaubt eine flexible, ökonomisch sinnvolle Dimensionierung der Tragelemente. Die Aussenwand ist eine zweischalige Sichtbacksteinkonstruktion, die Innenwände sind Gipsständerwände mit Gips verputzt.
In Anlehnung an die seriöse Industriearchitektur der Umgebung, die schweizer Tradition des Handwerks und der Architektur, verwenden wir ausschliesslich rohe Materialien, Sichtbetondecken und helles Sichtmauerwerk geben Struktur und Atmosphäre . Rohe Oberflächen verleihen Authentizität.

Die Rückbesinnung auf Echtheit und Ursprung, sind wichtige Identifikationspunkte einer neuen Generation, die alles haben und überall waren. Aus was besteht es, woher kommt, wie wird es gemacht? Rohes Material ist nicht hierarchisch und nicht sozial kontaminiert, es lässt Raum zur eigenen Entwicklung und Interpretation.

Das Wohnen mit den nach Süden ausgerichteten und terrassierten Hochpunkten ist besonders auf die Belichtung und den Bezug zum Aussenraum ausgelegt. Verschiedenartige Grundrisse widerspiegeln eine moderne Auffassung von urbanem Wohnen: keine Hierarchie, rohe Materialien und programmfreie Räume vermitteln Sinnlichkeit und Geborgenheit, mit gleichzeitig grossartiger Aussicht
auf die Stadt, Geleise und den Üetliberg. Die Südfassaden sind Glasfassaden mit grosszügigen privaten Aussenräumen, Mitte- und Quartierhybrid sind mit 50% Masse und 50% Glas so gedacht, dass eine maximale Aussicht und Belichtung mit minimaler Einsicht im urbanen Kontext erreicht wird.
Der Stadthybrid hat eine städtische, massige Fassade an der Hohlstrasse und eine weichere offenere Fassade zur Mitte im Süden.

Als mögliche Bauetappen, sehen wir vor zuerst den Stadthybrid and er Hohlstrasse zu entwickeln, um dann sukzessive auch Mitte - und Quartierhybrid fertig zu stellen. Als Architektenlos sehen wir eine mögliche Aufteilung in Stadthybrid und Mitte -und Quartierhybrid.

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