Rieder Campus glemm21

Maishofen, Österreich
Hersteller
Rieder Facades
Jahr
2022

Beton ohne Zement, geht das? Ja, ist Wolfgang Rieder überzeugt, der sein Unternehmen auf die Reise mit dem Ziel „klimapositiv bis 2030“ geschickt hat. Der schrittweise Ersatz von Zement in der Betonmatrix ist dabei nur einer von mehreren Wegen. Am neuen Rieder-Headquarter in Maishofen erfolgt der Praxischeck.
„Wir haben die Hebel identifiziert, wo wir eingreifen können, um bis 2025 CO2-neutral zu produzieren und zu wirtschaften. Nun setzen wir unseren Plan um, evaluieren die Ergebnisse und entwickeln sie weiter“, fasst Wolfgang Rieder das Kursbuch der Expedition zur Klimaneutralität seines Unternehmens zusammen. Innovationen durch neue Materialkombinationen, Digitalisierung, die radikale Reduktion von Abfall und die Verlängerung der Nutzungsdauer von Produkten und Gebäuden sind dabei die treibenden Kräfte, um in acht Jahren die Metamorphose zum klimapositiven Unternehmen zu schaffen. Im Klartext bedeutet das, mehr CO2 zu kompensieren als man verursacht. Denn nur so wird es gelingen, die Ziele des Pariser Klima-Abkommens, die Erderwärmung auf 1,5° gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen.
„Reuse und Recycle“: Headquarter glemm21 als User Case
Ein Exempel, wie diese global notwendige Veränderung gelingen kann, ist glemm21, das neue Headquarter in Maishofen, das genaugenommen kein Neubau ist. „Nichts Neues zu bauen, sondern Vorhandenes nutzen, ist bekanntlich der beste Weg, um graue Energie einzusparen und keine weiteren Flächen zu versiegeln. Also haben wir das an uns selbst ausprobiert“, so Wolfgang Rieder. Eine stillgelegte Busgarage wurde daher zum Versuchslabor der Ökologisierung des weltweit tätigen Unternehmens mit weiteren Produktionsstandorten in Kolbermoor (Deutschland) und Ladysmith (USA). Nicht nur das Bestandsgebäude wurde weiterverwendet, auch etliche andere Komponenten wurden nach dem Motto „Reuse and Recycle“ verwendet. So fanden ein I-Träger aus dem Jahre 1958, 150 Tonnen recycelte Stahlträger, Bodenbeläge, Möbel, Rasengittersteine und vieles mehr Wiederverwendung. Sogar eine andernorts abmontierte alte Wandverkleidung aus Zirbenholz trägt zum angenehmen Ambiente einer modernen, kreativitätsfördernden Arbeitswelt bei. Bestehende Oberflächen, zum Beispiel alte Fliesen aus der Waschhalle, wurden erhalten. In Kombination mit neuen Materialien entsteht ein spannender Kontrast. Mit dem Bauen im Bestand sparte der Bauherr rund 1000 Tonnen CO2 gegenüber einem Neubau ein und schuf zugleich ein Musterbeispiel für ressourceneffizientes, zirkuläres Bauen. Begleitet wurde der gesamte Transformationsprozess von einem auf energieeffizientes Bauen spezialisierten Ingenieurbüro.

Es wurde ein nachhaltiger Firmencampus mit modernen Arbeitswelten realisiert: Dafür wurden eigens Kommunikationswege, Raumbeziehungen und viele Bedürfnisse analysiert. So entstand ein umfassendes Konzept um flexible Arbeitszonen, Zonen für konzentrierte Einzelarbeit, Kreativarbeit, Gruppenabstimmungen, Besprechungsplätze, informelle Plätze und vieles mehr schaffen zu können. Ein moderner Campus mit vielen Grünflächen, ein integriertes E-Mobilitätskonzept und eine lebendige Fertigung mit Werkstatt, in welcher kundenspezifische Muster und Mock-ups gefertigt werden, bieten einen fruchtbaren Boden für zukunftsfähige Innovationen.

Neben der Umnutzung und Revitalisierung der bestehenden Bauten, verhalfen auch langlebigere und nachhaltige Baumaterialien zu einem längeren Lebenszyklus des Gebäudes: Die Fassade wurde mit CO2-reduzierten Glasfaserbeton-Platten verkleidet. 50 % des Zements in der Betonmatrix wurden durch natürliche und lokale Puzzolane ersetzt, wodurch eine CO2-Reduktion von 30 % erreicht wurde. Vorbild dafür ist das Opus caementicium, das Gussmauerwerk der Römer, dem Puzzolane als Bindemittel beigemengt wurden.

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