Würzl-Mühle
Kirchberg an der Wild, Österreich
- Architekten
- gaupenraub+/-
- Jahr
- 2019
- Bauherrschaft
- privat
- Team
- Alexander Hagner, Ulrike Schartner, Iris Cerny
- Statik
- werkraum wien ZT Gmbh
- Bauphysik
- S&P energydesign eu
ganz nach giuseppe tomasi di lampedusas aussage „wenn alles bleiben soll wie es ist, muss sich alles verändern“ wurde ein einzigartiger ort im waldviertel zu einem einzigartigen ort im waldviertel.
im frühjahr 2015 haben wir gemeinsam mit den bauherrn begonnen, über die zukunft ihres neuen alten mühlengebäudes in kirchberg an der wild nachzudenken. heute kann man nur noch erahnen, dass dieses gebäude vor kurzem den gewaltigsten wandel seit seiner errichtung im 18. jahrhundert miterlebt hat.
dass der mühle die intensiven bauarbeiten wenig anzumerken sind, verdankt sie einerseits dem schlüssigen nutzungskonzept, das im wesentlichen auf einer interpretation der vorigen raumwidmungen basiert und andererseits der großen affinität, welche die neuen besitzer mit dem alten gebäude und seinem areal von anfang an verband.
die alte mühle war nicht nur identitätsstiftend für das anwesen, sondern für den ganzen ort. daher war die grundsätzliche entscheidung für ihren erhalt und eine schonende sanierung sehr schnell gefallen.
für das mauerwerk stellte sie sich als sehr herausfordernd dar, nachdem der grundwasserspiegel schon immer bis knapp unter das erdniveau reichte und die wände daher jahrzehntelanger feuchtigkeitseinwirkung ausgesetzt waren. sie wurden alle durchgeschnitten und die erdanliegenden fußböden erneuert.
die holzkonstruktion der zwischendecken und des dachstuhls hingegen hatte die bisherige lebensdauer hervorragend überstanden und mußte nur an wenigen stellen für den neuen ausbau ertüchtigt werden. daher konnte sie in großem umfang sichtbar bleiben.
der hinterlüftete neue dachaufbau wurde mit einer sparrenaufdoppelung hergestellt, zwischen deren neuen schalungen die wärmedämmung eingeblasen wurde.
die alten mauern hingegen blieben überwiegend ungedämmt und die flügel der alten holzkastenfenster wurden in der inneren ebene mit isoliergläsern versehen.
damit sich dieser verzicht auf weitere dämm-maßnahmen trotzdem langfristig weder ökonomisch noch ökologisch nachteilig auf den energieverbrauch auswirkt, konnte dank des großen gartens und der angrenzenden wiesen großflächig erdwärme mit pufferspeichern herangezogen werden. die raumheizung selbst erfolgt über die neuen fußböden und die neu verputzten wandoberflächen.
das durch den umbau anfallende altholz wurde für den bau der neuen küche, der neuen stiege oder neue türen – in alter mühlentradition oft in kombination mit schwarzstahl – wiederverwendet. in direkter nachbarschaft zu vielen ebenfalls erhaltenen elementen aus der mühlenmechanik dominiert dieses gestaltungskonzept das gebäude und trägt so den ursprünglichen charakter aus der eigenartigen vormaligen nutzung auch in die zukunft.
bauen im bestand war hier vom großen bis ins kleine „bauen MIT dem bestand“.
so gelang es, die auch hier sehr wohl vorhandenen unannehmlichkeiten alter gemäuer – bis auf wenige kompromisse – gegen die besondere identität und den enormen charme dieser ehemaligen getreidemühle und ihrer geschichte zu tauschen. die unzähligen kleinen und größeren elemente, materialien, formen und räumliche situationen, von denen oft nicht klar ist, wie authentisch sie zum ursprungszustand stehen, spiegeln heute völlig authentisch den lebenszustand der neuen bewohner im neuen kapitel der langjährigen geschichte dieses gebäudes wieder. unmöglich, soetwas im herkömmlichen sinn zu entwerfen und zu planen – im nachhinein aber völlig schlüssig, dass es sich auf basis des starken grundkonzepts und der vielen entscheidungen für das naheliegende „einfach so“ weiterentwickelt hat.
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