IGA Brückenbauwerke Lünen
Zurück zur Projektliste- Standort
- Lünen, Deutschland
- Jahr
- 2021
Der vorliegende Wettbewerbsentwurf (Anerkennung) folgt der Leitlinie des IGA-Mottos „Wie wollen wir morgen leben?“ mit einem klaren und nachhaltigen Konzept für den erforderlichen Lückenschluss der Grünen Infrastruktur Ruhr, der auch über die Internationale Gartenausstellung 2027 hinaus wirken wird.
Als wesentliche Elemente des neuen IGA-Radwegs, in unmittelbarer Nähe der neu gestalteten Haldenflächen, greifen die beiden vorgeschlagenen Brücken die vorhandene Trassenführung auf, setzen sich aber als gestalterische Einheit und aufgrund ihrer Konstruktion von den bestehenden Eisenbahnbrücken ab.
Bei der Brücke über die Kamener Straße wird vorgeschlagen, die Rampe in die vorhandene Waldschneise zu setzen, um Baumfüllungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren.
Die Logik der linearen Wegeführung führt zudem zur Brückenarchitektur. Durch den Verzicht auf obenliegende Tragelemente ergibt sich für die Nutzer über die gesamte Wegelänge eine Aufenthaltsqualität mit vollkommen ungestörtem Landschafts- und Naturerlebnis – es erübrigt sich die Notwendigkeit zur Ausbildung von kostspieligen Aussichtskanzeln. Die untenliegenden konstruktiven Elemente wie Pfeiler und Streben treten nicht dominant in Erscheinung und auch die Brüstungen sind auf maximale Transparenz ausgelegt. Die beiden gewählten Brückenfiguren treten stark in den Hintergrund und werden bestenfalls in ihrer leicht geschwungenen Linienführung wahrgenommen – als Entwurfsziel wird alleine das Naturerleben umgesetzt.
TRAGWERK
Bei dem Lippesprung handelt es sich um ein einseitig eingespanntes Balkentragwerk. Durch die Schrägstütze konnte unter Berücksichtigung der vorgesehenen Gründungspositionen die Stützweite verringert und somit die Wirtschaftlichkeit durch einen effizienten Materialeisatz optimiert werden, ohne den erforderlichen Abflussquerschnitt der Lippe einzuschränken.
Die Brücke über die Kamener Straße weist eine veränderliche Bauhöhe auf, damit sie – trotz Einhaltung des Lichtraumprofils der Kamener Straße – mit möglichst flacher Gradiente ausgeführt werden kann, so dass die Rampenlänge minimiert wird. Das unterhaltungsarme Tragwerkskonzept beider Bauwerke sieht eine semi-integrale Lagerung vor, um die Anzahl an Brückenlagern auf das Notwendige zu minimieren. Die Gründung erfolgt mittels verpressten Mikropfählen. Die Brücken wurden so konzipiert, dass die Eigenfrequenzen außerhalb des für Fuß- und Radwegbrücken kritischen Bereichs liegen, um einen guten Nutzerkomfort ohne Zusatzmaßnahmen zu gewährleisten.
NACHHALTIGKEIT / WIRTSCHAFTLICHKEIT
Beide Bauwerke bestehen aus Stahl, welcher beliebig oft zu 100% recycelbar ist. Die Stahlhohlkästen besitzen glatte, ungegliederte Außenflächen, welche mit geringem Aufwand instand zu halten sind und keine Nischen für Nistplätze aufweisen. Die gleichartige Querschnittskonstruktion beider Brücken bringt zudem ökonomische Vorzüge. Im Zuge einer Life Cycle Cost-Betrachtung kann auch eine Herstellung in wetterfestem Cortenstahl in Erwägung gezogen werden, was auf die Lebensdauer der Bauwerke sowohl wirtschaftliche als auch große ökologische Vorteile mit sich bringen würde, da keine Korrosionsschutzarbeiten über der Lippe und den angrenzenden, hochwertigen Landschaftsflächen (FFH-Gebiet) erforderlich wären.
REGELQUERSCHNITT
Sowohl der Lippesprung als auch die Brücke über die Kamener Straße werden als Stahlhohlkästen hergestellt, was einen hohen Vorfertigungsgrad erlaubt. Der Hohlkasten des Lippesprungs ist so geformt, dass die mittig unten angeordneten Leerrohre gut zu erreichen sind, jedoch nicht die Ansicht des Bauwerks stören.
BELEUCHTUNGSKONZEPT
Die Wegebeleuchtung auf den Brückenbauwerken erfolgt durch im Handlauf integrierte LED-Sports. Jeweils am Auftakt und am Ende einer Brücke gibt es kleine möblierte Platzflächen, auf denen eine Mastleuchte den Weg weist. Es wird vorgeschlagen, den Gestaltungsansatz aus dem Siegerentwurf Freiraumplanung Viktoria zu übernehmen. Generell wird das emittierte Licht ausschließlich auf die Bewegungsflächen gerichtet, um die umgebende Flora und Fauna so wenig wie möglich zu beeinflussen.