FOS-BOS – Berufliches Schulzentrum Kempten
Kempten, Germany
- Architects
- F64 Architekten
- Location
- Kotterner Straße 41, 87435 Kempten, Germany
- Year
- 2022
Erweiterung, Umbau und Generalsanierung Fachoberschule und Berufsoberschule (FOSBOS), Berufliches Schulzentrum Kempten
Ausgangslage: Seit Jahren herrscht Platzmangel an der Berufs- und Fachoberschule Kempten. Die Schüler wandeln zwischen verschiedenen Gebäuden hin und her, es fehlt an Aufenthaltsmöglichkeiten und auch die Verwaltung und die Lehrerschaft agieren auf beengtem Raum. Mit einem Neubau entlang der Kotterner Straße werden diese Probleme der Vergangenheit angehören. Der bestehende „Rundbau“ aus den 90er Jahren war für 600 Schüler geplant. Zu Spitzenzeiten waren es an der Schule aber 1.200 Schüler, die nicht nur im Berufsschulgebäude, sondern auch in anderen Gebäuden untergebracht waren. In den letzten Jahren hat sich die Schülerzahl bei ca. 900 eingependelt.
Der Zweckverband Berufliches Schulzentrum Kempten plant nun eine Erweiterung für die FOSBOS in Kempten, um den Flächenbedarf zu decken. Alle Raumfunktionen, die bislang zum Teil in die benachbarten Berufsschulen ausgelagert wurden, werden neu geordnet. Ein Kerngedanke für die Neubauplanung ist die Schaffung eines Campus, welcher schulübergreifend die Arealgestaltung von FOSBOS und den drei Berufsschulen, der Wirtschaftsschule und der Technikerschule Allgäu (TSA) bestimmen soll. Um dennoch für die Schulfamilie der FOSBOS eine Übersichtlichkeit, ein Zugehörigkeits-gefühl und eine Identifizierung mit dem Schulleitbild zu ermöglichen, ist das Ziel Einhäusigkeit der FOSBOS ein wesentlicher Leitgedanke. Um dieses Ziel zu realisieren ist eine Erweiterung des Gebäudes auf dem bestehenden Gelände sowie der Umbau des bestehenden Rundbaus im ersten Bauabschnitt der Gesamtmaßnahme „Erweiterung, Umbau und Generalsanierung des Beruflichen Schulzentrums Kempten (BSZ)“ geplant.
Städtebauliche Bestandssituation
Das Quartier des beruflichen Schulzentrums wurde auf den ehemaligen Gleisanlagen nach dem Abbruch des Kemptener Kopfbahnhofes errichtet. Der Schulkomplex Berufsschulzentrum Kempten wurde in mehreren Bauphasen zwischen 1978 und 1999 fertiggestellt.
Zum Campus gehören:
die Berufsschule I mit der Ausbildung für gewerblich-technische Berufe (GTS) und der Technikerschule Allgäu die Berufsschule II für kaufmännische Berufe und Berufe des Gesundheitswesens (KBS) mit der Wirtschaftsschule die Berufsschule III für hauswirtschaftliche und landwirtschaftliche Berufe (HLS), der Berufsfachschule für Kinderpflege und der Berufsfachschule für Sozialpflege östlich auf dem Campus befinden sich die Fachoberschule (FOS) und die Berufsoberschule (BOS) gemeinsam in dem sogenannten Rundbau auf dem südlichen Grundstücksteil gibt es außerdem drei Hausmeisterhäuser und eine 3-fach Turnhalle in direkter Nachbarschaft liegt das Berufsbildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer Schwaben (BTZ)
Städtebaulich und gestalterisch hat sich das gesamte Areal trotz Architekturwettbewerb, Masterplanung und Bebauungsplan seit den achtziger Jahren recht inhomogen entwickelt. Das Ensemble der Berufsschulen mit seinen qualitätsvollen, aber sanierungsbedürftigen Ziegelbauten wurde mit dem wellblechverkleideten Rundbau der FOSBOS und dem verputzen BTZ der Handwerkskammer Schwaben weiterentwickelt.
Der städtebauliche Entwurfsansatz eines langgestreckten Erweiterungsbaus mit punktueller Verbindung zum zentralen Rundbau hat das Ziel, dem Campus einen „Halt“ zur mittlerweile sehr stark frequentierten Kotterner Straße zu geben und dadurch die Stadt- und freiräumlichen Qualitäten des Campus und der Freiflächen zu stärken. Die bestehenden Freianlagen rund um die Berufsschulen mit ihrer parkähnlichen Wirkung finden bislang mit dem bestehenden Parkplatz entlang der Kotterner Straße keinen adäquaten Abschluss.
Durch ein zusätzliches Angebot überdachter Stellplätze in der Tiefgarage kann der Kfz-Verkehr auf dem Campus gebündelt und reduziert werden.
Pädagogische Anforderungen und Ziele an das Planungskonzept
Das pädagogische Raumfunktionsbuch und das zugehörige Raumkonzept wurde vom Büro LernLandSchaft (LLS) gemeinsam mit der FOSBOS Leitung erstellt und ordnet die Jahrgangsstufen und die Fachräume zu Clustern zusammen. Finalisiert wurde das Raumprogramm von F64 Architekten in Abstimmung mit der Regierung von Schwaben. Das entwickelte innere Raumsystem für die FOSBOS, einer Schulart, die im Wesentlichen auf junge Erwachsene zugeschnitten ist, basiert auf einem komprimierten Clustergedanken für konzentriertes Lernen. In dem bestehenden Rundbau - mit den bekannten quantitativen Raumdefiziten für Klassenräume - werden übergeordnete Funktionsbereiche mit räumlich-funktionaler Anbindung an den Campus verlagert, die zudem für das Raumsystem adäquater sind. Es entsteht für die FOSBOS in ihrer Gesamtheit ein maßgeschneidertes Konzept, das neben den funktionalen und wirtschaftlichen Aspekten auch eine dem Quartier angemessene Architektursprache findet. Der „Neubau der Staatlichen Fachoberschule und Berufsoberschule FOSBOS Kempten“ bietet die Chance die Bedingungen für eine erfolgreiche schulische und berufliche Bildung zu schaffen. Dieses Konzept wird den vielfältigen Anforderungen gerecht und hilft, die Zielsetzungen einer umfassenden Studien- und Berufskompetenz in der Stadt Kempten und im Einzugsgebiet umzusetzen.
Eine maßgebliche Bedeutung kommt hier sowohl den Größenanforderungen als auch der außen- und innenarchitektonischen Gestaltung zu. Die Mitglieder der Schulfamilie ergreifen gerne die Möglichkeit, pädagogische Ideen, Ziele und Anforderungen zu formulieren, von denen die künftige architektonische Gestalt der Schule geprägt sein soll. Dies geschieht auf der Grundlage der Bildungsziele der Bayerischen Verfassung und des Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes, die in den Lehrplänen für Fachoberschulen und Berufsoberschulen in Bayern konkretisiert werden.
„Die {…} Cluster der verschiedenen Kernlernbereiche dienen als Grundlage für eine strukturelle Gliederung der Gebäude und der einzelnen Nutzungseinheiten. Die in den Lehrplaninhalten gegebenen Schnittbereiche sollen räumlichen Niederschlag finden, beispielsweise durch die Verzahnung von Theorie und Praxis mit entsprechender Schülerselbsttätigkeit, um den Rahmen für eine ganzheitliche Kompetenzentwicklung zu schaffen. Die Verbindung von allgemeinbildendem Unterricht und praktischen Anwendungen, die Interaktion zwischen Fachbereichen und die erfolgreiche Zusammenarbeit mit externen Partnern sowie eine schnelle situationsbedingte Anpassung von Lerngruppen und Arbeitshaltungen sollen unkompliziert umsetzbar sein.“ (Auszug aus pädagogischem Raumfunktionsbuch, LLS)
Bei der Planung von Erweiterung und Umbau wurden verschiedene Zielsetzungen formuliert. Das pädagogische Leitbild der FOSBOS Kempten stellt die Schüler und den Unterricht in den Mittelpunkt:
Leitbild: „Unsere Schule versteht sich als Teil der Gesellschaft und damit als ein aktives Bindeglied zwischen Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern, Eltern, regionaler Wirtschaft, sozialen Einrichtungen, Hochschulen und anderen Schulen.“
Miteinander Leben: „Die Schule soll nicht nur Lernort, sondern durch Erfahren von Gemeinschaft kreativer Lebensraum für unsere Schulfamilie sein.“
Miteinander Arbeiten: „Eine gute Arbeitsatmosphäre in der Schule schaffen wir durch gegenseitigen Respekt, Offenheit und Vertrauen. Durch Kommunikation über Inhalte, Methoden und Probleme erreichen wir gemeinsame Ziele.“
Bildung: „Wir streben als oberstes Bildungsziel eine Allgemeinbildung der Schülerinnen und Schüler an, die über reines Anwendungswissen hinausgeht. Dazu gehören die Vermittlung von Werten sowie die Persönlichkeitsbildung (Offenheit, Selbstvertrauen, Kritikfähigkeit, Zivilcourage, Verantwortungsbewusstsein, Leistungsbereitschaft).“ Schüler- und lehrergerechte Arbeitsbedingungen: „Wir möchten ein positives Lernumfeld schaffen, in dem alle Beteiligten miteinander optimal, effektiv und mit Freude arbeiten können.“ Freiraum: „Die pädagogische Verantwortung liegt bei der Lehrkraft. Zu deren Erfüllung braucht sie Freiräume.“ Um auf vielfältige gesellschaftliche Entwicklungen zu reagieren und neuen Bildungsanforderungen gerecht zu werden, spielt die systematische, zielgerichtete Entwicklung der FOSBOS Kempten eine zentrale Rolle. Der Fokus liegt dabei in der Förderung der Lernmotivation, des eigenverantwortlichen Lernens, der sprachlichen Kompetenz und eine stärkere Einbindung der Eltern bzw. Erziehungsberechtigten.
Weiterhin soll sich nach den Zielvorstellungen die energetische Optimierung des Gebäudes ökologisch als auch ökonomisch am Optimum ausrichten. Die Gebäudearchitektur im Sinne nachhaltiger Entwicklung unterstützt das pädagogische Ziel, die Schüler zur umweltbewussten, verantwortungsvollen Mitgestaltung von Beruf und Gesellschaft zu befähigen. Über eine energiesparende Bauweise hinaus soll eine Lernumgebung im Einklang mit natürlichen Umweltfaktoren wie Licht und Materialien geschaffen werden.
Um den ökonomischen und wirtschaftlichen Zielsetzungen gerecht zu werden, soll eine optimale Raumnutzung innerhalb des Schulgebäudes möglich werden. Reine Erschließungsflächen wie Flure und Treppenhäuser sollen - soweit möglich - zugunsten der pädagogischen Nutzflächen (Klassen, Fach- und Verwaltungsräume) verkleinert werden.
Die Werte der FOSBOS Kempten müssen sich in der Architektur und Raumgestaltung widerspiegeln. Ökologische und ökonomische Optimierungsmaßnahmen müssen daher immer an diesen Zielsetzungen gemessen werden.
Planerische Anforderungen und Umsetzung im Entwurfskonzept – neues Lernen und Lehren in neuen Räumen
Schüler, Lehrkräfte, Verwaltungspersonal, aber auch Eltern und Gäste werden viel Zeit in der neuen FOSBOS Kempten verbringen. Über einen langen Zeitraum stellt sie somit einen großen Teil des Lebensraumes dar. Die Schule soll ein Ort des Lernens und der persönlichen Weiterentwicklung sein, an dem man sich wohlfühlt. Die passende Lernumgebung ist hierbei ein wichtiger Beitrag um Lernprozesse, interdisziplinärer Begegnungen und Kooperation zu fördern.
Der Neubau und nach Möglichkeit der Bestandsbau müssen sich anlog zu Studium und Berufsbildern verändern, an schulischen Bildungsanforderungen anpassen können und somit eine möglichst große Flexibilität hinsichtlich der Raumverteilung und -nutzung aufweisen. Geänderte pädagogische und gesellschaftliche Anforderungen, die künftig an Fachoberschulen und Berufsoberschulen gestellt werden, erfordern zudem eine mit Weitblick und Offenheit für mögliche pädagogische Erfordernisse gestaltete Schule der Zukunft und daher auch eine Architektur, die mittel- und langfristige Veränderungen zulässt, insbesondere im Hinblick auf den Bevölkerungszuwachs in der Stadt Kempten und dem Umland.
Für die neue handlungsorientierte Unterrichtskultur und den veränderten Ausbildungsauftrag, der die Kompetenzorientierung in den Fokus nimmt, werden multioptionale Räume benötigt, die nicht nur einen einzigen Zweck erfüllen, sondern ein flexibel nutzbares Raumkonzept, das eine Vielzahl verschiedener Aktivitäten ermöglicht. Das Entwurfsziel ist es, einen baulichen Rahmen für Einzel- und Gruppenarbeiten, Präsentationen, aber auch Rückzugsorte für Ruhe und Bewegung in den Pausenzeiten zu schaffen.
Das künftige Schulgebäude und der Campus werden durch große Offenheit für unterschiedliche Wege des Lernens und Unterrichtens geprägt. Die hohe Flexibilität in der Raumnutzung ohne Vorgaben für einen bestimmten pädagogischen Stil oder Methoden und eine funktionale Ausstattung sollen künftig eine noch engere Verzahnung von Theorie- und Praxisunterricht räumlich ermöglichen. Die Unterrichtsräume sollen flexibel lehrerzentrierten Unterricht und offenere Formen des Lehrens und Lernens gleichermaßen gewährleisten.
Multioptionale Räume sollen die Lehrkräfte hier deutlich in ihrer Arbeit und Zielsetzung unterstützen, damit die Qualität von Schule und Unterricht langfristig und nachhaltig gesichert und gesteigert werden kann.
Neben der Ausstattung und Größe der Räumlichkeiten wird eine ausreichende Anzahl an Räumen für eine Differenzierung des Unterrichtes, insbesondere der Inklusion, Kleingruppenarbeit, Beratungsgespräche, für die Arbeit in Teams sowie Lagermöglichkeiten für Materialien angeboten.
Mit der Umsetzung der Barrierefreiheit im gesamten Schulkomplex und möglichst allen Gebäudeteilen sollen die räumlich benötigten Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit sich Schüler, Lehr- und Verwaltungspersonal mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen künftig im Sinne der Inklusion sicher bewegen, orientieren und aufhalten können.
Planerisch integrierte Medientechnik und eine moderne, zukunftsweisende IT-Ausstattung schaffen die Grundlage für die Ziele zur Umsetzung der digitalen Bildung im neuen Gebäude.
Leit- und Orientierungssysteme und eine durchdachte Farbgestaltung geben Hilfe zur Orientierung im Gebäude oder auf dem Campusareal und tragen als weiterer Baustein maßgeblich zur Schaffung eines angenehmen Raum- und Lernumfeldes bei. Eine lichte, freundliche und natürliche Wohlfühlatmosphäre für Schüler und Personal kann durch harmonisches Zusammenwirken verschiedener Gestaltungselemente und Materialien in einem Raum und im ganzen Gebäude zum Lernerfolg und der Berufszufriedenheit beitragen.
Erschließung und Grundstruktur der Kernlernbereiche
Durch die Grundstrukturen der Lehr- und Lernräume, eine abgestimmte Gesamtkonzeption und -organisation können in jeweils einem Raum auch verschiedene Funktionen stattfinden. Die Kernlernbereiche sind entsprechend der Jahrgangsstufen (FOS 11, FOS 12, BOS 12 und FOSBOS 13)
strukturiert. Um eine Identifikation der Schüler mit ihrem Cluster, ihrem Arbeitsumfeld und ihren Ansprechpartnern zu fördern, werden „abgeschlossene“ Einheiten mit direkter Erschließung geschaffen werden. Jeder Kernlernbereich hat einen eigenen Eingang und soll nicht für die Erschließung von anderen Jahrgangstufen-Cluster genutzt werden. In den Kernlernbereichen werden jeweils 4-6 Klassenräume um einen zentralen Bereich, den sog. Marktplatz, angeordnet. Transparenz zum Marktplatz durch Glaselemente in den Flurwänden fördert die Entwicklung der Lern- und Teamkultur. Auch von den Lehrerteamräumen sind durch die großflächigen Verglasungen Sichtverbindungen zu den Marktplatzbereichen gewährleistet. Die Aufenthaltsbereiche in der Mittelzone werden durch die drei Innenhöfe belichtet. Um sommerliche Überhitzungen und optische Störungen zu vermeiden werden die Fassaden der Innenhöfe mit Sonnenschutzglas und innenliegendem Sicht- und Blendschutz ausgestattet. Die Schaufenster zu den Klassenräumen und Teamräumen können bei Bedarf durch Schiebetafeln bzw. Lamellenvorhänge geschlossen werden, um ad-hoc Intimität schaffen zu können.
Die Anforderungen an kompetenzorientierten Unterricht des LehrplanPLUS erfordern eine pädagogisch sinnvolle Kombination aus Phasen des Unterrichtens im Klassenverband sowie Phasen mit kooperativen Lernformen (Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit), die einen hohen Anteil an Schülerselbsttätigkeit für Übung, Anwendung, Transfer und Projektarbeit ermöglichen.
Insgesamt werden 35 Klassenräume in den Erweiterungs- und Bestandbau geplant, in denen nach der Ausrichtung der FOSBOS Kempten, gezielt auf die Verzahnung der verschiedensten Kompetenzen gemäß den Anforderungen des Lehrplanes eingegangen werden kann.
Gemäß der pädagogischen Ausstattungsanforderungen gehören zur Standardausstattung leicht verschiebbare, flexible und stapelbare Stühle und Tische, die einen reibungslosen Sozialformen- und Methodenwechsel von Frontalunterricht zu Gruppenarbeit ermöglichen. Stauraum für Taschen, Ablagemöglichkeiten von Büchern und weitere Arbeitsmaterialien werden in der Schrankzone im Flur angeboten.
Höhenverstellbare Lehrerpulte für eine ergonomische Arbeitshaltung und Wechsel zwischen Sitzen und Stehen sowie eine durchgängige multimediale Lernumgebung mit Beamer und Dokumentenkamera, entsprechend dem Medienkonzept der FOSBOS Kempten, sind in jedem Klassenraum vorhanden. Ein flexibles Wandschienen- und Tafelsystem mit Präsentations- und Projektionsmöglichkeiten für Schülerarbeiten, Karten und Schaubilder sowie die Möglichkeit der WLAN-Nutzung und Arbeit mit Tablets oder mobilen Lehrer- und Schülergeräten sind ebenfalls gegeben.
Durch allseits konzipierte Akustikdecken ist eine optimale Raumakustik gewährleistet, die wechselnden Unterrichtsformen Rechnung trägt. Ein funktionaler Sonnen- und Blendschutz ist in jedem Klassenraum vorgesehen.
Die in der Kernzone angeordneten 10 Cluster-Marktplätze werden als erweiterter Lernraum für Unterrichtszwecke ausgestattet. In den Marktplätzen soll konzentriertes Arbeiten, aber auch Aufenthalt, Begegnung, Präsentation sowie die Abstimmung von Projektarbeit möglich sein. Da es sich bei einem Kernlernbereich um eine in sich geschlossene Einheit einer Jahrgangsstufe handelt, können die jeweiligen Marktplätze als sehr vielseitig nutzbarer Raum gestaltet werden. Die Marktplätze sollen nach den pädagogischen Zielsetzungen sowohl Aufenthaltsraum und „Wohnung“ der jeweiligen Schüler aber auch Büro und Galerie für Arbeitsergebnisse sein. Sie bieten auch altersgemäße Rückzugsbereiche für Phasen selbständiger Arbeit, Lern- und Übungsmöglichkeiten.
Die vielseitige Nutzung dieses Raumes als räumliche Mitte wird durch die zentrale Lage in den Kernlernbereichen und durch seine flexible bauliche Ausstattung entsprechend gestaltet.
Im Marktplatz als „erweiterten Klassenraum“ werden im Rahmen des Fachunterrichtes Schüler aus den Klassenzimmern sowohl für Einzel- und Gruppenarbeit als auch Computerrecherchearbeit ausgelagert. Hierzu sind moderne Medientechnik, Trainingsflächen für Präsentationen, Referate, Debatten, Gruppendiskussionen und Rollenspiele, aber auch Ausstellungsflächen für Unterrichtsprojekte oder künstlerische Arbeiten eingeplant. Zusammen mit den Fensternischen zu den umgebenden Klassenräumen und kleinen Sitzinseln für leise Gespräche, werden altersgemäß gestaltete Rückzugsbereiche ausgebildet, die zum Verweilen für eine Auszeit oder einen informellen Austausch einladen. Flexible Stauraummodule zur optischen und akustischen Organisation von Arbeitsgruppen und Platz für Präsentationen und Ausstellungen, Druckermodule, PC-Arbeitsplätze und eine zentrale Wasserstelle je Cluster gliedern die Markplatzzonen. In den Schrankwänden entlang des Flures werden persönliche Fächer angeordnet, die den Schülern ausreichend Platz und die Möglichkeit bieten, private Gegenstände sicher aufzubewahren.
Lehrerteamräume innerhalb der Kernlernbereiche dienen als Arbeitsort der dort unterrichtenden Lehrkräfte. Den Teamräumen angegliedert sind Besprechungsräume für vertrauliche Eltern- und Schülergespräche.
In den Kernlernbereichen werden insgesamt sieben Differenzierungsräume zur Inklusion und individuellen Förderung angeordnet, in denen verschiedene Lernangebote und Prüfungen stattfinden können. Aufgrund schwankender Schülerzahlen werden in den Kernlernbereichen der FOS 11, FOS 12 und BOS 11 zudem Differenzierungsräume in Klassenraumgröße eingerichtet, um auf Klassenmehrungen in schülerstarken Jahrgängen reagieren zu können.
In dem Fachraumcluster wird der lehrplangerechte Fachunterricht gebündelt. Hier können Fertigkeiten und Neigungen der Schüler entsprechend den vier verschiedenen Ausbildungsrichtungen vertieft werden. Es steht ein zeitgemäßes Angebot an Räumen für einen praxisorientierten und anschaulichen naturwissenschaftlich-technischen Unterricht zur Verfügung. Für die Vermittlung der erforderlichen Schlüsselqualifikationen und -kompetenzen für eine späteres Studium bzw. die berufliche Integration stehen im Fachraumcluster fünf integrierte Fachunterrichtsräume (IFU) für Biologie/Biotechnologie, Chemie, Physik, Technologie sowie zwei Nawi-Übungsräume zum Experimentieren und Forschen in den Fächern Chemie, Biologie, Physik und Technologie zur Verfügung. Zudem werden mit dem direkten Unterrichtszweck verbundene Lagerungsmöglichkeiten für Experimente und Material von Schülern und separate, an die Fachunterrichtsräume angrenzenden Bereiche für Vorbereitung und Sammlung sowie zwei Fachräume für IT/Wirtschaftsinformatik, Teamräume und ein Seminarraum für Physik-Referendare angeboten.
Zwei Fachraumcluster-Marktplätze die vorwiegend für interdisziplinäre Projektarbeiten Verwendung finden, sind ähnlich ausgestattet ist wie die Marktplätze der Kernlernbereiche. Sie fördern gemäß LehrplanPLUS eine starke Vernetzung der Fächer Chemie, Biologie, Physik, Technologie und Informatik.
Die fachpraktische Ausbildung Technik mit Metall- und Elektrowerkstatt findet weiterhin im Gebäude der Berufsschule I statt. Für den Kunstunterricht wird ein neuer Zeichensaal geschaffen.
Bestandsbau FOSBOS
Da das Bestandsbauwerk in der zukünftigen Nutzung zusammen mit dem Erweiterungsbau einer Umorganisation der Raumstruktur bedarf, in Teilen sanierungsbedürftig ist und teils nicht mehr den heutigen Anforderungen (Brandschutz, EnEV, Akustik, Schallschutz etc.) entspricht, wird ein Umbau mit Generalsanierung durchgeführt.
Der Hauptzugang erfolgt weiterhin über den bestehenden Rundbau, wird jedoch um einige Meter nach Norden in den eckigen Gebäudeteil versetzt, um einen großzügigeren Zugang bzw. Eingangsbereich zu schaffen. Die Statik des Bestandes lässt wenig Möglichkeiten für bauliche Anpassungen zu. Insbesondere für Fachräume mit den Medienversorgungen an der Decke ist die erforderliche Raumhöhe nicht ausreichend. Um das neue Raumkonzept umsetzen zu können, werden jedoch zahlreiche Rohbauanpassungen an tragenden und nichttragenden Massivwänden benötigt.
Im Erdgeschoss werden hauptsächlich gemeinschaftliche Flächen für Aula mit Pausenverkauf, Bibliothek, Aufenthalt und Medienraum untergebracht. Einzelne Wände werden im Rahmen der statischen Möglichkeiten abgebrochen, um einen weiten offenen Bereich für die Aula und Pausenfläche zu generieren.
Die Verwaltung sowie die Lehrerbereiche wurden in das 1. Obergeschoss gelegt, da diese einen Bedarf an mehreren kleinteiligeren Räumen haben.
Im 2. Obergeschoss befinden sich die 6 Klassenräume (5 Klassen und 1 Differenzierungsraum) bzw. der Kernlernbereich des 13. Jahrgangs der FOSBOS (Cluster). Die Klassenräume im Bestandsbau haben aufgrund des Rundbaus einen ungünstigen trapezförmigen Zuschnitt und sind teilweise sehr klein. Aus diesem Grunde wird der Großteil der Klassen- und Fachräume in einem Erweiterungsbau untergebracht.
Im kompletten Bestandsbau werden aufgrund von Akustik-Anforderungen neue abgehängte Akustikdecken aus gelochten und farbbeschichteten Gipskartonplatten eingebaut.
Sämtliche sichtbaren Oberflächen und Teile der Gebäudetechnik werden ausgetauscht bzw. auf den aktuellen Stand der Technik gebracht.
Aufgrund vorliegender sicherheitstechnischer Gefährdung werden sämtliche öffenbare Fenster mit einer Stockaufdopplung nachgerüstet und deren Öffnungsflügel ausgetauscht. Beim Lüften stehen diese dann nur noch auf ein Mindestmaß über die Innen-Fensterbank. Der wesentliche Anteil der Metall-Pfosten-Riegel-Konstruktion kann somit erhalten bleiben.
Das zentrale Atrium-Oberlicht wird mit Ausnahme der Tragstruktur im Sinne einer nachhaltigeren, dauerhaften Sanierung komplett erneuert und mit Sonnenschutzglas versehen. Zur Verbesserung der Lüftungssituation des Atriums werden vier neue Lüftungsflügel ergänzt. Umfassende Brandschutzertüchtigungsmaßnahmen werden im Gebäude durchgeführt. So wird beispielsweise die Brandschutzverglasung in den Obergeschossen des Atriums zulassungskonform umgebaut und nachgerüstet. Aufgrund des schlechten Zustands muss die Dachabdichtung erneuert und um die fehlenden Notabläufe ergänzt werden.
Der Rundbau bekommt eine neue Metallschindelverkleidung, um die aufgrund des Rückbaus der nicht mehr benötigten Reinigungsbalkone sowie des Anschlusses des Verbindungsbauwerks verursachten Fehlstellen und Anschlüsse zu kaschieren und dem Rundbau zugleich eine neue Anmut zu geben.
Das außenliegende Stahl-Fluchttreppenhaus an der nordwestlichen Gebäudeecke wird aufgrund verbesserter, alternativer Flucht- und Rettungswege nicht mehr benötigt und somit abgebrochen. Der durch die Einhäusigkeit nicht mehr benötigte Verbindungsgang zwischen Rundbau und der Berufsschule I wird zugunsten verbesserter Wegebeziehungen im Freiraum aufgegeben und rückgebaut.
Erweiterungsbau FOSBOS
Der 3-geschossige Erweiterungsneubau wird östlich des ebenfalls 3-geschossigen Rundbaus mit einem die unterschiedlichen Geschosshöhen ausgleichenden Verbindungsbauwerk an das Bestandsgebäude angeschlossen. Dort befinden sich die weiteren 30 Klassenräume und 5 Differenzierungsräume und Fachräume, da die vorhandenen Raumgrößen, -zuschnitte und -höhen im Bestandsbau für die Unterrichtsanforderungen nicht optimal zu nutzen sind. Das Cluster der 11. Jahrgangsstufe der FOS befindet sich im Erdgeschoss, das der 12. Jahrgangsstufe der BOS im 1. Obergeschoss und das der 12. Jahrgangsstufe der FOS im 2. Obergeschoss. Fachräume für Chemie, Physik, Biologie, IT etc. sind im südlichen Gebäudeteil im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss in einem Fachraumcluster gebündelt. Im Untergeschoss werden die Technik-, Neben- und Abstellräume sowie eine Tiefgarage mit 48 Stellplätzen angeordnet. Der Neubau wird komplett als Stahlbetonskelettbau errichtet. Das Stützenraster bietet hier für sämtliche oberirdischen Geschosse die größtmögliche Flexibilität. Die Außenwände des Neubaus bestehen überwiegend aus Stahlbetonwänden und -stützen, welche in die Stahlbetonbrüstungen integriert sind. Im Gebäudeinneren ist die Tragstruktur ebenfalls in Stahlbetonstützen aufgelöst. Größtenteils werden Trockenbauwände und einige wenige tragende bzw. aussteifende Stahlbetonwände an Treppenhäusern, WC-Kernen oder zwischen den Brandbekämpfungsabschnitten ausgeführt.
Die gesamte Mittelzone in allen drei Geschossen, die im Wechsel Marktplätze, Innenhöfe, Besprechungs- und Teamräume aufnimmt, ist durch die Innen- und Außenverglasung transparent und offen gestaltet.
Ziel des Akustikkonzepts ist es, innerhalb von Raumabschnitten eine sehr gute Hörsamkeit und Sprachverständlichkeit zu gewährleisten und zwischen verschiedenen Gruppen gegenseitige Störungen zu minimieren. Insbesondere Gemeinschaftsbereiche haben erhöhte Anforderungen an die Akustik. Bei der Bildung von Arbeitsgruppen auf dem Marktplatz ist eine akustische Abschirmung ein wichtiger Faktor für eine störungsfreie und konzentrierte Arbeit. Die Begegnungsflächen auf den Marktplätzen müssen auch dann nutzbar sein, wenn in den umliegenden Klassenzimmern Prüfungen stattfinden oder sich Schüler im Ruhebereich ausruhen möchten. Zur Akustikverbesserung werden in sämtlichen Raumbereichen abgehängte Akustikdecken montiert.
Die Fassade des Neubaus wird durch ziegelrote Keramikelemente, die als Reminiszenz an die Ziegelfassaden der Berufsschulen gestaltet werden. Gegliedert werden die Fassaden durch versetzt angeordnete anthrazitfarbene Bänder aus gekoppelten Holz-Alu-Fenstern. Die Verglasungen werden mit innenliegenden Vorhängen bzw. Rollos ausgestattet, welche als Blend- und Sichtschutz dienen. Die Fachräume erhalten teilweise aufgrund technischer Bedürfnisse eine innenseitige Vollverdunklung.
Die Fenster des Neubaus erhalten einen Sonnenschutz aus Aluminium-Raffstores. Die nutzbaren 3 Innenhöfe des Neubaus werden mit Pfosten-Riegelfassaden aus Sonnenschutzglas versehen.
Die Innenhöfe werden mit Plattenbändern in extensiven Grünflächen, Sitzquadern und Pflanzbehältern einladend gestaltet. Rankgewächse wie Hopfen und Pfeifenwinde ergeben eine über alle Stockwerke wahrnehmbare Begrünung.
Außenanlagen
Im Zuge der Erweiterung des Bestandbaukörpers müssen die Außenanlagen neu organisiert und den unterschiedlichen Nutzungsbedürfnissen um Rund- und Erweiterungsbau angepasst werden. Grundsätzlich lehnt sich die Gestaltung der Freianlagen an den angrenzenden Bestand an, Wegebeziehungen werden aufrechterhalten bzw. ergänzt, neue Aufenthaltsflächen geschaffen und die PKW- sowie Fahrradstellplätze umorganisiert. Da der Erweiterungsbau zum Großteil auf dem vorhandenen Parkplatz realisiert wird, ist eine neue Zufahrt von der Kotterner Straße zu den Stellplätzen im südlichen Grundstücksteil sowie zur neuen Tiefgarage erforderlich. Im südlichen Bereich wird ein Teil der bisherigen oberirdischen Stellplätze für PKW, Fahrräder und Motorräder angeordnet.
Durch den Rückbau des ehemaligen Verbindungsganges zur Berufsschule I nördlich des Rundbaus kann eine neue Zuwegung zum zentralen Campusplatz und ein neuer Haupteingang geschaffen werden.
Um den Neubau und den Rundbau wird ein adäquater und attraktiver Außenraum entwickelt, der die unterschiedlichen Nutzungsbedürfnisse und erforderliche Wegebeziehungen vereint.
Leitgedanken der Gestaltung sind die Schaffung attraktiver und nach Nutzung differenzierter Aufenthaltsbereiche, Raumbildung durch freie und geordnete Baumpflanzungen unterschiedlicher Größe und ein differenziertes Wegesystem, dass die unterschiedlichen Verbindungen, Zuwegungen und Andienungen an den Bestand berücksichtigt.
Nördlich des Rundbaus kann durch den Rückbau des Verbindungsganges zwischen Rundbau und Tiefgarage sowie Verlegung der Container der vorhandene Platz nach Osten erweitert werden, so dass der neue Eingang des Rundbaus einen attraktive Vorzone erhält und einen behindertengerechten Zugang von der Kotterner Straße ermöglicht. Die vorhandenen Sitzstufen am zentralen Campusplatz zur oberen Ebene müssen für die neue Anbindung angepasst werden und bieten in neuer Geometrie ausreichend Platz zum Sitzen im zentralen Pausenhof. Die kleine Freifläche nördlich des Eingangs zum Verbindungsbau bietet einen schattigen und intimen Aufenthalts- und Wartebereich. Zwischen diesen beiden befestigten Aufenthaltsbereichen laden Rasen- und extensive Wiesenflächen mit lockeren Laubbaumstellungen und Sitzquadern zum Verweilen ein.
Eine dem Café und Pausenverkauf im Rundbau vorgelagerte Terrasse aus Ortbeton mit Besenstrich, die durch Heckenkulissen und Baumpflanzungen gefasst wird, bildet einen südausgerichteten Gemeinschaftsbereich im Freien für Schüler, Lehrer und Bedienstete.
Maxime der Vegetationsplanung ist eine dem Klimawandel geschuldete Trockenheitsresistenz und ein minimierter Pflegeaufwand.
Die Bäume im ehemaligen Parkplatzbereich mussten für den Neubau gefällt werden. Sie werden durch Laubbäume entlang der Kotterner Straße, an den Stellplätzen und in den Grünflächen zwischen Erweiterungs- und Rundbau in entsprechender Stückzahl ersetzt. Angelehnt an den Bestand prägen Laubbaumpflanzungen und parkartig angeordnete, zum Teil mehrstämmige, Solitärs das Bild der Freianlagen und definieren den Freiraum. Vielfältiger Austrieb, Blüten, Früchte und Laubfall machen die Jahreszeiten erlebbar. Einzelne Laubbaumpflanzungen mit Baumscheiben akzentuieren den Vorplatz und verbessern das Mikroklima durch Beschattung und Verdunstung.
Flächige Kleinstrauch- und Staudenpflanzungen gliedern die Stellplatzanlagen und bilden attraktive randliche Abschlüsse. Den Nutzungen entsprechend werden die Grünflächen in Gebrauchsrasen, extensiven Wiesen und Schotterrasen angelegt.
Das Oberflächenwasser der befestigten Flächen werden über Punkt- und Linienentwässerungen gefasst und der Versickerungsanlage unter den südlichen Stellplatzflächen zugeführt.
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