3. Platz "Alte Bücherfabrik" in Engelskirchen
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Das Entwurfskonzept der „Alten Bücherfabrik“ entwickelt im Spannungsfeld zwischen Gewerbe und Wohnen eine neue intensive kulturelle Nutzung mit hoher Qualität und Flexibilität und schafft dadurch einen neuen unverwechselbaren Ort für dieses Grundstück mit seiner Geschichte. Aufbauend auf die Rückbauvariante 2 und die Machbarkeitsstudie 6a wird ein neues maßstäbliches Nutzungskonzept mit Umbau, Sanierung und Erweiterung vorgeschlagen, bei dem die historische Entwicklung des Grundstückes mit ihren Bestandbauten nicht nur ablesbar bleibt, sondern auch würde- und spannungsvoll gegenüber der Neuplanung in Szene gesetzt wird.
Entwurfsprägend ist nicht nur der neue verbindende öffentliche Raum in der zweihüftigen Terrassenfigur, sondern die Analogie zwischen Stadt und Haus. Das Gesamtensemble wird erlebbar als kleine Stadt, mit öffentlichen und privaten Räumen, verschiedenen Häusern und Nutzungen, einem vorgelagerten „Marktplatz“ und einem „Veranstaltungsgebäude“ – alles unter einer neuen verbindenden parallelen Satteldachstruktur. Das Projekt „Alte Bücherfabrik“ zeigt hier seine Geschichte mit einladender Geste, neuer Funktion und neuer Identität. Hier wird man in Zukunft das Spannungsfeld zwischen neu gelebter Geschichte und reaktivierten Bestandsbauten erleben können.
ZUSAMMENFASSUNG
Mit dieser alle Rahmenbedingungen integrierenden Planung der Instandsetzung des alten Industrieareals Bücherfabrik in Engelskirchen-Ründeroth ist die Umwandlung in eine gemischt genutzte Immobilie mit neuem Erlebniswert gewährleistet. Hier wird eine, im Rahmen der Regionale 2025 „Bergisches Rheinland“ mit Städtebaufördermitteln des Landes NRW geförderte, attraktive Industriearchitektur als Ergänzung des historischen Ortskernes mit eigener Strahlkraft entstehen. Der vorliegende Entwurf kann durch seine Architektursprache und Qualität, Offenheit, Klarheit und Nachhaltigkeit einen neuen GENIUS LOCI am Gelände der Alten Bücherfabrik entstehen lassen und steht damit für das Selbstverständnis der Stadt Engelskirchen mit Ihrer Überzeugung und Verantwortung für die Gesellschaft und vor Natur und Schöpfung.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Entwurf setzt auf eine neue Giebellandschaft, die sowohl die Bestandsbauten als auch einen neuen zentralen Baukörper mit vier Satteldachfeldern überspannt. Durch einen verglasten Giebel mit einem gebäudehohen Vordach wird ein starker Akzent am zurückgebauten Kopfbau gesetzt, dessen abgeschrägte Fassade attraktiv in den Tiefhof überleitet. Dessen neue, geschwungene Stützmauer aus Cor-Ten-Stahl leitet spielerisch zu einer Trepppenanlage über, welche die unterschiedlichen Niveaus verbindet. Es entsteht eine gewisse Sogwirkung zum neuen doppelgiebeligen Zentralbau, dem eine z.T. überdachte Terrasse vorgelagert ist. Der Schornstein ist auf dieser wirkungsvoll in Szene gesetzt. Die nur als „l’art pour l’art“ eingesetzten dachlosen Binder könnten entfallen oder mittels zusätzlicher Glasfläche den wettergeschützten Vorplatz vergrößern.
Das zentrale Foyer verbindet folgerichtig die Funktionen Bürgerhaus, Gesundheitshaus, Gastronomie und Mehrzwecksaal, letzteres allerdings nur durch einen überlangen Gang. Es ergeben sich durch die Entscheidung einer überwiegend internen gebündelten Erschließung einige funktionale Mängel, insbesondere in Hinblick auf Erreichbarkeit So wird die Lage der Tafel und des Flüchtlingsvereins beispielsweise kritisch gesehen.
Der ruhende Verkehr ist immissionstechnisch richtig verortet und erschlossen, sowie als Split-Level-Parkdeck in den Hang eingebettet, bei moderatem Flächenverbrauch. Die Kosten dieser Lösung werden kontrovers diskutiert.
Zusammenfassend findet die Arbeit zu einem zeichenhaften Umgang mit der historischen Bausubstanz, der jedoch im Fall des Kopfbaus zu selbstbewusst gerät und für die Nutzung - Treppenhaus des Gesundheitshauses - zu prätentiös ausfällt. Der an sich luftige Foyer-Baukörper wird durch die im Obergeschoss eingestellte Neben- und Besprechungsräume in seiner Wirkung eingeschränkt.