Archiv der Zukunft
Lichtenfels, Germania
- Architetti
- Peter Haimerl . Architektur
- Sede
- Marktplatz 2, 96215 Lichtenfels, Germania
- Anno
- 2023
Lichtenfels ist eine ehemalige Korbflechter-Stadt, der handwerkliche Umgang mit Weiden hat den Ort geformt, Reichtum geschaffen und den Bau eines städtebaulich hochwertigen Stadtplatzes ermöglicht. Dort hat der Münchner Architekt Peter Haimerl für Unternehmer im Bereich der 3D-Metalldruck-Technologie das „Archiv der Zukunft“ errichtet. Mit ihrem privaten Engagement möchten sie die Transformation des Ortes von seiner handwerklichen Prägung zur Digitalisierung zeigen: Das Archiv der Zukunft ist ein Aktions- und Kommunikationsraum für Veranstaltungen und Ausstellungen, dort wird über Innovationen informiert, zu Austausch und Initiative ermutigt, werden Zukunftsprozesse angeregt. So übersetzt das "Archiv der Zukunft" diese Transformationen der Gegenwart in Architektur, Skulptur und Stadtraum.
Für den barocken Stadtplatz konzipierte Peter Haimerl ein neues Gebäude als eine rundum verglaste Stahlkonstruktion, die einen historischen Bestandsbau ersetzt und dessen saniertes Kellergewölbe nutzt. Es bildet den städtebaulichen Abschluss des Hauptplatzes sowie des Seitenplatzes und führt an dieser Stelle einen wichtigen Stadtbaustein fort und ersetzt innovativ die in historischen Städten üblichen geschlossenen Raumlinien.
Mit seiner Rundumverglasung, minimalen Rahmenprofilen und Vordächern sowie den schlanken Metallstützen im Inneren macht sich der Bau inmitten der historischen Fachwerkhäuser fast unsichtbar. Umgeben wird dieser Glaspavillon von zwei skulpturalen künstlichen Weidenbäumen aus golden glänzendem Metall, die mit einem Wachstumsalgorithmus entwickelt wurden. Dabei wurde das Grundmotiv der Weide und der Korbflechterei in eine 3D-Struktur verwandelt und ein mathematischer Gen-Code entwickelt, der – ähnlich einer realen Weide – Strukturen wie Stämme, Äste und Zweige generiert. Daraufhin wurden die programmierten Weiden mit digitalen und physischen Modellen auf ihre sichere Konstruktion getestet und schließlich mit Vierkantrohren und robotischer Schweißtechnik auf dem Stadtplatz errichtet. Durch die Beschichtung im Duplex-Verfahren auf verzinktem Stahl erhalten die künstlichen Weiden ihren goldenen Glanz. Die historischen Fassaden aus Stein, Putz und Fachwerk werden so in Form von repräsentativ wirkenden technischen, 12 m hohen Baumstrukturen fortgeführt.
Eine massive Sockelplatte aus Sichtbeton zeichnet die ehemaligen Außenmaße nach. Die Umrisse der Stahlbäume und des Neubaus sind in das imaginäre historische Walmdach eingestellt.
Im Erdgeschoss des transparenten Pavillonbaus finden Ausstellungen zu Zukunftsthemen statt, darüber sind Büros und ein Besprechungsraum. Die Glasfassaden lassen sich vollständig zum Straßenraum öffnen – so gehen die Innenräume in den öffentlichen Stadtraum über. Deckenpaneele aus geschäumtem Aluminium sorgen für eine optimale Versorgung mit Wärme und Kühlung.
Das Untergeschoss mit Vortragssaal bietet eine spannungsreiche Gegenwelt zur entmaterialisierten verglasten Stadtloggia. Die Bohrpfähle aus Beton blieben unverkleidet und dienen als herbe texturierte Raumhülle. Ihre markante Musterung aus Steinen und Erdschichten entstand durch die Drehbewegung, mit der die Bohrhülsen aus dem Erdreich gezogen wurden. Der niedrige Gewölbekeller des Altbaus wurde vor den Fundamentarbeiten ausgebaut und als Ausstellungsraum für archäologische Fundstücke wieder eingesetzt.
Somit verbindet der Entwurf Tradition und Innovation, Natur und Architektur, sowie Innen- und Außenraum.
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