U-Bahnstation Heddernheim

Frankfurt am Main, Germania
© Gerhard Kassner, Berlin
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© Gerhard Kassner, Berlin
Architetti
SCHOYERER ARCHITEKTEN_SYRA
Sede
Frankfurt am Main, Germania
Anno
2006
Fotos
gerhardkassner.de

Anlass für den Umbau der U-Bahnstation Heddernheim war der barrierefreie Ausbau der U-Bahnlinien. Die Bahnsteige sollten auf Wagenniveau angehoben werden. Zudem war die U-Bahnstation Heddernheim renovierungsbedürftig, auch der alte Kiosk konnte seiner Aufgabe nicht mehr gerecht werden.

Das Umfeld der oberirdischen U-Bahnstation ist geprägt von Verkehrstrassen in verschiedenste Richtungen und großer struktureller Uneinheitlichkeit. Über den südlichen Bereich der U-Bahnstation verläuft eine große mehrspurige Straßenbrücke - die Maybachbrücke - stadteinwärts, parallel im Osten liegen Sportplätze und ein Freibad. Im Westen ergänzen Bushaltestellen die U-Bahnstation zu einem wichtigen ÖPNV Knotenpunkt. Baulich schließt der Bereich im Westen und Norden mit Blockrandbebauungen ab.

Wir Architekten waren von Anbeginn an sicher, auf diese Komplexität nur mit kräftigen Volumen antworten zu können, auch wenn die Aufgabenstellung, Bahnsteigdächer zu planen, erst einmal nichts mit großen Volumen zu tun hat. Architektonisch könnte man annehmen, dass diese Aufgabenstellung eher zu dynamisch und filigran geformten Dächern führt. Unser Ansatz war es, über eine städtebaulich markante Figur zur Architektur zu gelangen, denn nur große, klar konturierte Dachvolumen können sich in diesem Umfeld behaupten und wahrgenommen werden, ähnlich dem Ansatz des amerikanischen Bildhauers Donald Judd, große Kuben in Dialektik zur Umgebung zu setzen. Im Gegensatz zu Judd ruhen unsere Kuben nicht auf dem Boden, sondern auf Stützenfeldern und werden somit zu Dachkörpern mit Signalwirkung. Der Verweis auf die Stadtwerke als modernes Nahverkehrs- und Energieversorgungsunternehmen ist beabsichtigt und auch für die vielen tausend Passanten auf dem Wege zur Frankfurter Innenstadt von der Brücke aus wahrnehmbar.

Die Bahnsteigdächer bestehen aus Stahlflächentragwerken, verkleidet mit Alu-Streckmetall. Die Flächentragwerke ermöglichen durch die unregelmäßige Stützenstellung das Überspannen der großen Treppenöffnungen zum Fußgängertunnel und Stützenfreiheit im Bereich der Fußgänger- bzw. Fahrgastströme. Alu-Streckmetall ist ein industriell gefertigtes und robustes Material mit erstaunlichen optischen Qualitäten. Je nach Blickwinkel kann es größtenteils durchsichtig sein, oder bei flachem Blickwinkel wird es zunehmend undurchsichtig, mit changierender Oberfläche, ähnlich einer Fischhaut. Blickt man direkt auf zwei gegenüberliegende oder über Eck stehende Streckmetallflächen, so ergeben sich reizvolle Moiréeffekte.

Hinterleuchtete Streckmetallflächen reflektieren vollflächig das Licht nach Außen. Diese Eigenschaft zunutze gemacht, haben wir Architekten mit den Standardleuchten der Stadtwerke Frankfurt ein Lichtspiel entwickelt, welches mit dem Ein- und Ausfahren der Züge verknüpft ist. Durch das Anfahren des Zuges in der vorausgehenden Station wird ein Impuls ausgelöst, welcher das Licht am jeweiligen Bahnsteig in Heddernheim verändert. Wenn z.B. der Zug in der vorausgehenden Station losfährt, beginnt sich das Licht in der Dachfläche des stadtauswärtigen Bahnsteiges von Gelb auf Orange zu verändern. Steht der Zug in Heddernheim, steht auch die Lichtfarbe, fährt der Zug wieder weiter, so verändert sich das Licht wieder zu Gelb. Auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig verändert sich das Bahnsteigdach von Blau zu Grüntönen. Von weitem ist somit das Herankommen des Zuges wahrnehmbar. Weitere Programmierungen sind möglich.

Auf dem stadteinwärtigen Bahnsteig ist das Bahnsteigdach kürzer und breiter an der Stelle, welche den Hauptzugang darstellt. Hier ist auch der Kiosk angeordnet, mit seinem vollkommen aufgeglasten Verkaufsraum hat er den Charakter eines kleinen Ladengeschäftes. Der kubische Kiosk lässt sich abends mit einer Gitterrostfassade schließen. Hinter den Gitterrostelementen sind farbige Bleche zum weiteren Schutz der Glasflächen angebracht. Auch hier diente ein von Donald Judd verwendeter Farbenkanon als Inspiration. Der Kiosk wird von einem weit kragenden Stahlbetondach überdeckt, dessen Dachfläche im Bereich des Verkaufsraumes derart aufgefaltet ist, dass ein Oberlicht entsteht. Das Kioskdach stellt den trockenen Übergang vom Bahnsteigdach bis unter die Maybachbrücke sicher. Die dem Bahnsteig abgewandte Kioskwand unterscheidet sich von Außen betrachtet nicht von den übrigen Windschutzwänden. Alle Wände und Treppenbrüstungen sind aus anthrazitfarbenem Stahlbeton gefertigt, alle Oberflächen wurden steinmetztechnisch veredelt, d.h. die Flächen gestockt, die Kanten scharriert.

Alle barrierefreien Wegeführungen wurden in die Topographie der Bahnsteigkörper integriert. Ebenso wie der Weg von der Bushaltestelle über die U-Bahnstation zur Dillenburgerstraße. Beide Bahnsteige sind sowohl unterirdisch durch einen Fußgängertunnel als auch oberirdisch durch einen barrierefreien und gesicherten Gleisübergang unter der Maybachbrücke verbunden.

Planungs- und Bauzeit
2002-2006

Bauvolumen
1,6 Mio. EUR

Auszeichnungen
Licht Architekturpreis 2005, Anerkennung
Renault Traffic Design Award 2005, Anerkennung

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