Stealth Notwohnhaus – ein Kunstprojekt
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- unterschiedlich, Duitsland
- Jaar
- 2014
‘Stealth’, das ist die Tarnkappentechnik, das ist die Möglichkeit, für den Feind unsichtbar zu werden. Die eigene Ortung erschweren, eigene Emissionen zu unterdrücken, in Heimlichkeit zu leben, seine Tarnmöglichkeiten auszunutzen, das ist nicht nur tägliche Praxis im Militärischen – das könnte in Zukunft auch die einzige Möglichkeit sein, als Obdachloser in Deutschland zu überleben.
Die Versuchung, wegzuschauen, hart zu werden, ist groß: Das Elend hat zugenommen in Deutschland. ‘Prekär’ zu leben, ist fast schon normal. Den Obdachlosen trifft es am härtesten: Er hat nicht einmal ein Dach über dem Kopf. Seit Mitte der 1990-Jahre wächst der Druck auf Obdachlose. Neue ‘Leitlinien’ für den Umgang mit Nichtsesshaften wurden erarbeitet: Sie werden schon heute an Orte verbannt, wo sie niemand sehen soll. Deutsche Städte werden gesäubert, um im internationalen Städtewettbewerb konkurrenzfähig zu sein. Stadtmarketing mag keine traurigen Gestalten.
Wenn die Politik nicht greift, kümmert man sich selbst. 2001 foltern fünf junge Männer den Obdachlosen Dieter Manzke in Brandenburg zu Tode, weil sie sich von ihm ‘gestört gefühlt’ haben. 2002 setzten Polizisten in Stralsund einen stark betrunkenen Obdachlosen am Rande der Innenstadt bei eisiger Kälte aus. Er stirbt. Etwa ein Drittel der Bundesbürger wünscht keine bettelnden Obdachlosen in Fußgängerzonen. Laut den neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts ist aber fast jeder vierte in Deutschland selbst von Armut bedroht.
Das Wiesbadener Architekturbüro Christ.Christ hat sich schon in den späten 1990-Jahren mir dem Bau von Wohneinheiten für Obdachlose befasst. ‘Für Reiche bauen ist nicht genug’ erklärt Roger Christ und konstatiert in unserer Gesellschaft eine strukturelle Gewalt gegen Obdachlose.
Das von Christ.Christ entwickelte, metallische ‘Stealth Notwohnhaus’ ist ein künstlerisches Projekt. Der Architekt versteht es als ‘Diskussionsmaschine’ in Zeiten einer grassierenden Weltwirtschaftkrise. Das Notwohnhaus sieht aus wie eine Waffe – stellt aber einen Beitrag zum Dialog dar. Es soll Obdachlosen Schutz geben. Es ist ein Rückzugsraum für ihre fragile Existenz. Es soll körperliche Unversehrtheit gewährleisten – in Zeiten, die härter werden.
Autor: Marc Peschke
Kunde
CHRIST.CHRIST. associated architects
Architekt
CHRIST.CHRIST. associated architects
Fotos
Thomas Herrmann | Stuttgart
Metallkonstruction
Ralf Malkewitz | Mainz
Interior Lining
em-scape | Mainz
Paintwork
Manfred Schneider | Mainz