Hidden techniques
Versteckte Technik
19. março 2009
Hall A, opened in autumn 2008, increases the exhibition area of the Grazer Messe (Graz Trade Fair) on two levels by a total of 13,500 m2. Innovative building technology helped above all to reduce costs — and is also well hidden.
Achsenschwung: Abrückung von Klaus Kadas Stadthalle an der Hötzendorfstrasse in Graz.
Foto: Riegler Riewe
Aus den Wettbewerbsentwürfen für die neue Halle A der Grazer Messe stach jener des Büros Riegler Riewe Architekten schon deshalb heraus, weil er der Grazer Messe am meisten Entwicklungspotential eröffnete. Von Anfang an hatten die Architekten den Zugang zu ihrer Halle über zwei Foyers geplant, wobei das zur Fröhlichgasse hin orientierte Foyer Ost als infrastruktureller Knotenpunkt eine Expansion der Messe auf drei weitere Hallen ermöglicht hätte. Durch die Orientierung der Halle am Verlauf der Fröhlichgasse war die Messehalle aus der Achse der Stadthalle herausgedreht, von der Conrad-von-Hötzendorf-Straße abgerückt. So blieb einerseits die Sicht auf Kadas spektakulär anschließende, mit ihrem Vordach weit ausgreifende Stadthalle auch vom Süden aus gewahrt. Andererseits entstand so ein geräumiger Vorplatz, der nun als Rangierfläche zur Anlieferung oder als Sammelstelle für Taxis und Busse genutzt werden kann. Über einen Verbindungsbau aus Beton ist die neue Messehalle auf beiden Hauptgeschoßebenen mit Kadas Stadthalle verbunden.
So zurückhaltend sich die Halle der Conrad-von-Hötzendorf-Straße und der Stadthalle gegenüber verhält, so zurückhaltend ist ihre Formensprache.
Treppenskulptur.
Innen ist sie denkbar roh und abgedunkelt. Asphaltböden und Sichtbetonwände vermitteln Sparsamkeit. Auch die neben den vier vorspringenden Liftschächten allenfalls als Gliederung lesbare Mittelstützenreihe steht nur aus Kostengründen bzw. um die erforderliche Spannweite der Dachkonstruktion (auf 33 m) zu halbieren. In die passend zum Beton grau gestrichenen Brettsperrholzbalken des Trägersystems im Obergeschoß bzw. in die entsprechenden Unterzüge aus Stahlbeton im Erdgeschoß sind Führungsschienen eingelassen, an welchen mobile, den weiten Raum bedarfsweise segmentierende Trennwände geführt werden können, die sonst hinter den tragenden Stahlbetonwänden geparkt sind.
Foyer Obergeschoss.
Lichter sind die Foyers. Im Kern öffnen sie sich nach oben über beide Hallengeschoße hinweg, was beim Betreten – nach Passieren eines niedrigen Eingangsbereichs, in welchen Boxen für Kassa und Garderobe gestellt sind – für fast theatralische Effekte sorgt. Den Halleneingängen gegenüberliegend sind diesen gedeckten „Lichthöfen“ auf insgesamt drei Ebenen Infrastrukturstreifen für Wirtschaftsräume, Büros, Toiletten, auf Ebene der oberen Halle schließlich ein Restaurant angegliedert, über Gänge erschlossen, die jeweils die volle Breite der Foyers durchziehen. Lifttürme, Rolltreppenanlagen und offene Stiegenhäuser führen von den „Lichthöfen“ aus nach oben, wirken als eigenständige Baueinheiten. Um die Einheitlichkeit des Raumgefüges zu bewahren, sind alle Böden lindgrün eingefärbt, die Wände der Funktionsräume durchgängig mit schwarzem Eternit verkleidet.
Dunkelgraues Stahlkleid: Fassade.
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Außen schließt die doppelwandige Halle direkt an Diskurse an, die sich aus dem Wechselspiel von Funktionalität und Stil ergeben, seit sich die Architektur eines ihr stets inhärenten Problems bewusst ist: Soll sie zeigen, wie sie funktioniert, oder sich schmückend verkleiden. Eiffelturm und Freiheitsstatue sind nicht nur Wahrzeichen der sie beheimatenden Städte, sondern bezeichnen symbolisch auch treffend beide Pole. Die Grazer Messehalle liegt genau dazwischen. Um die zweigeschoßige Halle läuft außen zwar eine Funktionszone für Technik, Fluchtstiegen, Reinigungsgänge. Deren Sichtbarkeit bleibt auch prinzipiell gewährleistet, wird aber minimiert, weil hinter einer Haut aus dicht gewebten Streckmetallfeldern verborgen. Unverstellt wären die Glasfassaden der Foyers zu sehr in Konkurrenz zu jenen der Stadthalle getreten. Das Licht absorbierende, dunkelgraue Stahlkleid wirkt weit dezenter. So dezent, dass es nächtens nur durch am Dach auskragende Leuchten überhaupt sichtbar bleibt. Und das Kleid wirft außerdem leise Falten. Um seine Widerstandsfähigkeit bzw. Steifigkeit zu optimieren, musste jedes seiner Felder diagonal gekantet werden, was die Monotonie der fensterlosen Außenhülle lockert und gewissermaßen ornamental bereichert. (…)
Ulrich Tragatschnig
Messe Graz Halle A
2008
Messeplatz 1
Graz / Steiermark
Bauherr
MesseCenterGraz
Graz
Planung
Riegler Riege Architekten
Graz
Projektleitung
Florian Riegler
Roger Riewe
Steffen Schössler
Manuela Müller
Mitarbeiter
Markus Probst
Nicole Lam
Thorsten Krachler
Birgit Brodhage
Gottfried Stummvoll
Werner Maiacher
Andreas Kassl
Statik
Wörle Sparowitz Ingenieure ZT GmbH
Graz
Gmeiner Haferl Zivilingenieure ZT GmbH
Wien
Örtliche Bauaufsicht
Oberessl & Kantz ZT GmbH
Klagenfurt
TB Köstenbauer & Sixl GmbH
Unterpremstätten
Landschaftsplanung
DI Proksch
Land in Sicht – Büro für Landschaftsplanung
Wien
Mechanical services
ALL-PROJEKT
Technisches Büro GesmbH
Wien
Bauphysik
Rosenfelder & Höfler
Consulting Engineers GmbH & Co KEG
Graz
Kostenermittlung
Fleissner + Partner GesmbH
Graz
Brandschutz
IBS Institut für
Brandschutztechnik & Sicherheitsforschung GesmbH
Linz
Dach
WIEHAG, Altheim
Verkehrsplanung
Snizek + Partner OEG
TB für Verkehrswesen & Verkehrswirtsschaft
Wien
Lichtplanung
Werning Day & Light – Lichtplaner
München
Aufzüge / Fahrtreppen
ThyssenKrupp Aufzüge GmbH
Graz
Bruttogeschoßfläche
47.700 m2
Nutzfläche
13.500 m2
Umbauter Raum
338.000 m3
Planungsbeginn
2003
Baubeginn
10/2006
Fertigstellung
9/2008